Freifrau Friederike von Stein-Schlotheim (1806 – 1882).
Ein Leben für die Geschichte der Familie vom Stein zum Liebenstein (ab 18. Jh. Stein-Liebenstein zu Barchfeld)
von Dr. Christine Seige
Foto: Fotograf A. Fister
Friederike von Stein-Schlotheim, verheiratet mit Oberst Wilhelm Freiherr von Stein-Liebenstein zu Barchfeld, war von Jugend an geschichtsinteressiert und begann in ihrer neuen Heimat Barchfeld ab etwa 1845 mit Recherchen zur älteren und jüngeren Lokalgeschichte. Im Barchfelder Stein‘schen Schloss lebend, wurde insbesondere nach dem frühen Tod ihres Mannes die Familien- und Heimatforschung ihre Haupttätigkeit, die sie rastlos bis in die letzten Tage ihres Lebens fortsetzte. Sie legte eine umfangreiche und inhaltlich gegliederte Dokumentensammlung auch zur Burg Liebenstein an mit den Beständen des Familienarchivs und Abschriften von Dokumenten, die sie in sächsischen, thüringischen, hessischen u. a. Landes- und Kirchenarchiven selbst vor Ort anfertigte. Sie beriet sich zu inhaltlichen und methodischen Fragen mit zeitgenössischen Archivaren und Gelehrten wie mit den Direktoren des Gemeinschaftlichen Hennebergischen Archivs in Meiningen, Ludwig Bechstein und Georg Brückner, dem Direktor des sächsischen Staatsarchivs Dresden, Otto Posse, und dem Eisenacher Gelehrten Wilhelm Rein. So stellte sie ihre Arbeit mit den Archivalien auf eine fachlich untersetzte Basis. An ihrem Lebensende umfasste die Dokumentensammlung über eintausend Akten. Heute befindet sie sich als Bestand Gutsarchiv Barchfeld im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen, dessen umfangreichstes Rittergutsarchiv sie ist.
Friederike von Stein-Schlotheim sammelte von Beginn neben Daten zu Barchfeld auch die zu Rittergut, Burg und Gericht Liebenstein sowie zum dortigen Zweig der Familie vom Stein zum Liebenstein. Sie reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück und wurden von Friederike Stein-Schlotheim systematisch mit Quellenangaben versehen und oft durch ihre Kenntnisse kommentiert. Die Biographien der Stein'schen Familienmitglieder zeigen deren Einbindung in die regionalen und überregionalen Geschehnisse und Beziehungen zu den Landesregierungen Hennebergs (bis 1583), Hessens und Sachsens. Das von Friederike Stein-Schlotheim zusammengestellte Familienarchiv bildet die wichtigste Einstiegsmöglichkeit in Recherchen und Forschungen zur Geschichte des 1360 gegründeten ritterlichen Lehengutes Liebenstein, das bis 1673 im Besitz des zu dieser Zeit ausgestorbenen Liebensteiner Zweiges der Familie war; darüber hinaus ist in ihm durch die weiter bestehenden Beziehungen der Barchfelder Stein‘schen Familie zu Liebenstein auch viel zu dessen Geschichte im 18. und 19. Jh. zu finden.
Daneben stellt die Dokumentensammlung eine umfassende Quellengrundlage dar zur Heimat- bzw. Lokalgeschichte des mittleren Werratales mit den Schwerpunkten Barchfeld, Liebenstein, Altenstein und Schweina. Viele Dokumente wie Prozessunterlagen, Lehnsbriefe und Korrespondenzen liefern detaillierte Angaben zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Region.