Liste der Burgherren vom Stein zum Liebenstein

                                    Burg Liebenstein, vor 1625

  „Tyringische Mapp oder Landtafel...“ von 1625, von Adolar Erich (1559 – 1634).


Die Burgherren vom Stein zum Liebenstein

 

Das Burg- und Rittergut Liebenstein war als sächsisches Lehen, bis auf eine Unterbrechung im 16. Jahrhundert, zwischen 1360 und 1673 im Besitz der Familie vom Stein zum Liebenstein. Die Namen der Burgherren sind den geschichtlichen Daten der Archivalien, besonders den Lehnsbriefen, zu entnehmen. Die Belehnungen durch die sächsischen Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen bzw. Herzöge und Kurfürsten erfolgten als erbliche Mannlehen. In den Lehnsbriefen sind daher immer alle männlichen Mitglieder der Familie erfasst. In der Regel wurde der Älteste Burgherr, nach seinem Tode ging die Burg dann an jüngere Brüder oder Neffen über. Unter Burgherr wird hier der das Burg- und Rittergut  verwaltende vom Stein zum Liebenstein verstanden. Er hatte seinen Wohnsitz auf der Burg, konnte ihn aber auch zeitweise woanders, wie im Stein’schen Schloss zu Barchfeld, gehabt haben. In der Liste wird gekennzeichnet, wer nachweislich oder sehr wahrscheinlich auf der Burg gelebt hat. Wo bekannt, sind die Namen der Ehefrauen beigefügt. Sie vertraten den Burgherrn bei Abwesenheit und spielten daher auch zeitweise eine wichtige Rolle in der Verwaltung und Geschichte der Burg.

 

Bei den älteren Burgherren, für die nur wenige Lehnsbriefe vorläufig gefunden sind, ist aufgrund des Fehlens der Lebensdaten und des geringeren Umfangs an historischem Material nur anhand einzelner Urkundendaten feststellbar, in welcher Zeit sie etwa auf der Burg gelebt haben. Zudem erschwert die häufige Vergabe gleicher Namen, wie Hans und Wetzel, oft eine zeitliche Bestimmung als Burgherr. Erst im 16. und im 17. Jahrhundert lassen sich  Zeiträume genauer abgrenzen. Wetzel (I) vom Stein lebte noch auf Burg Stein, dem heutigen Altenstein.

 

1. Generation

Wetzel (II), der Ältere, Ritter, Burgherr ab 1360.

 

Er lebte wohl bis in die 1380er Jahre auf der Burg, ist 1389 noch urkundlich erwähnt.

 

Er besaß eine bedeutende gesellschaftliche Stellung. Um 1359/60 war er  Marschall  des Thüringer Landgrafen Friedrich des III. des Strengen . 1388 war er auch hennebergischer Amtmann mit Sitz in der Burg Frankenberg bei Helmers an der Rosa https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Frankenberg_%28Helmers%29. Er schlichtete Rechtsfälle und steht in vielen Urkunden anderer Adelsfamilien oder sonstiger Untertanen als Zeuge.   Ehefrau: Cataharine, geb. von Haxthausen

 

Wetzel (III), der Jüngere, Ritter und Tuto, der Jüngere, Burgherren ab etwa 1386.

 

Brüder von Wetzel (II), dem Älteren; sie leihen 1386 von im 100 Gulden zum Unterhalt der Burgkapelle und des Kapellans; dies spricht für ihren Burgherrenstatus.

 

2. Generation

Hans, Ritter und Wetzel (IV), Ritter, Brüder, Burgherren ab etwa 1402.

 

1413 beurkunden sie Vergütungen für den Kapellan auf Burg Liebenstein. Dies macht es wahrscheinlich, dass sie auch auf der Burg lebten. Beide leihen 1393 dem Grafen Heinrich von Henneberg 3.500 Gulden und erhalten dafür das hennebergische Amt von Schmalkalden sowie die Vogteien Benshausen und Brotterode zu Lehen.

 

Ehefrau von Hans, Ritter: N.N., geb. von Marschalk von Ostheim

 

Ehefrau von Wetzel (IV), Ritter: Else, geb. von Mosbach

 

3. Generation

Heinrich, Burgherr ab 1422 bis nach 1446.

 

Er lebte in der ersten Hälfte seines Lebens in Barchfeld. Als Alleinerbe übernahm er 1422, nach dem Tode seiner älteren Brüder Wetzel (V) und Hans, die Burg und wohnte wohl auch zeitweise dort. 1422 bestätigte er die Vergütungen des Kapellans der Burg Liebenstein.

 

Heinrich vom Stein zum Liebenstein war als hennebergischer Rat (Heimlicher) in rechtlichen Angelegenheiten auf höchster gesellschaftlicher Ebene für familiäre und andere Angelegenheiten der gefürsteten Grafen von Henneberg tätig. 1445 ist er in hennebergischem Dienst auch als Amtmann von Kaltennordheim tätig.

 

Ehefrau von Heinrich: Anna, geb. von Diede zum Fürstenstein

 

4. Generation

Hans, ab etwa 1456, Burgherr spätestens ab1473 bis 1517.

 

Hans lebte mehrere Jahrzehnte auf der Burg, besaß aber auch Wohnräume im Barchfelder Stein’schen Schloss. Er veräußerte zahlreiche Besitztümer der Stein’s zum Liebenstein und leitete damit die Zeit des Rückgangs der Wohlhabenheit der Familie ein. 1477 ist er auch hennebergischer Amtmann auf dem Schloss Fischberg in der Rhön.

 Ehefrauen:   1. N.N., geb. Hund von Wenkheim

                      2. Margarethe Metzsch

 

5. Generation

Heinrich, Burgherr ab 1517 bis 1525.

 

Heinrich wurde während des Bauernkrieges 1525 bei einem Einsatz im Dienste des sächsischen Kurfürsten in Salzburg (bei Würzburg) ermordet; sein Bruder Philipp lebte in Barchfeld.

Ehefrau: Margarethe, geb.  Marschalk von Ostheim

 

6. Generation

 Asmus, Burgherr ab 1533 bis 1567.

 

Er lebte nach militärischen Einsätzen im Schmalkaldischen Krieg spätestens ab etwa 1548 auf der Burg.

 

Zwischen 1517 und den 1540er Jahren, wo die Burg baulich wenig gewartet wurde, kam sie in schlechten Zustand. Asmus sanierte sie und baute sie weiter aus. 1554 verstärkt er die Befestigung der Burg und wehrt dadurch die Belagerung durch Braunschweiger Truppen ab (Zweiter Markgrafenkrieg 1552 - 1555). Er soll aus diesem Anlass den Eingang zur Kernburg in die heutige Höhe verlegt haben. 1568 wurde Asmus bei Hachenburg in Westfalen ermordet.

Ehefrauen: 1. Anna, geb. von Wangenheim (etwa 1538 – 1550)

 

                    2. Margarethe, geb. von Hundelshausen (etwa 1554 – 1568)

 

Während der Grumbachschen Händel wurde Burg Liebenstein am 7.2.1567 durch eine Einheit des Kaiserlichen Exekutionsheeres in Abwesenheit des Burgherrn Asmus vom Stein zum Liebenstein, der als Anhänger des geächteten Herzogs Johann Friedrich des Mittleren galt,  kampflos eingenommen. Bis 1570 war das Burg- und Rittergut Liebenstein ein vom sächsischen Kurfürsten August beschlagnahmtes (eingezogenes Lehen) und wurde von dem sächsischen Vogt Caspar Specht verwaltet. In dieser Zeit lebte die Familie vom Stein zum Liebenstein nicht auf der Burg.

 

7. Generation

Hermann, Burgherr ab 1572 bis 1618;

 

Nachdem die Söhne von Asmus 1570 das Burglehen zurückerhalten hatten, wurde es Hermann vom Stein im Teilungsvertrag von 1572 zugesprochen. Fehlende wirtschaftliche und finanzielle Möglichkeiten bewirkten, dass Hermann die Burg erst zwischen 1599 und 1600 sanieren und ausbauen konnte. Das Burggut wurde jedoch wohl immer wirtschaftlich von einem Vogt verwaltet und genutzt. Hermann lebte spätestens ab etwa 1600 auf der Burg.  Er beförderte die Erschließung der Heilquellen am Fuße des Burgberges und hat wohl ab 1610 Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg, der das Heilwasser wissenschaftlich untersuchen ließ und zu Trinkkuren kam, zu Gast. Hermann ließ den Ort Sauerbrunn erweitern und eine erste Schule einrichten.

 

Ehefrau: Anna, geb. von Meysenbug

 

8. Generation

Georg Reinhard u. Bernhard Heinrich, Brüder, Burgherren ab 1620 bis 1669.

 

Sie lebten beide auf der Burg, waren jedoch im 30jährigen Krieg im militärischen Dienst viel abwesend. Nach dem bedeutenden Schmalkal-dischen Chronisten Johann Geisthirt soll Burg Liebenstein im 30jährigen Krieg „verwüstet“ worden sein, so dass die Brüder sie danach nur noch im unteren Teil bewohnen konnten. Auf der Burg starben während der Kriegs- und Nachkriegsjahre bis 1655 alle zehn Kinder von Bernhard Heinrich.

                                 Ehefrauen von Georg Reinhard:
1.Rosine-Barbara, geb. von Truchseß von Henneberg                                  
2. Agnes Duysing aus Gumpelstadt

                                  Ehefrauen von Bernhard Heinrich:
  1. Clara , geb. von Wechmar zu Wenigenschweina

  2. Eva-Johanna, geb. vom Stein-Liebenstein zu Barchfeld 
                           
Die Witwe von Bernhard Heinrich, Eva Johanna vom Stein,
verwaltete mit Genehmigung von Herzog Ernst, dem Frommen, ab Mai 1669 das Burg- und Rittergut. Auf der Burg lebte zu dieser Zeit auch der achtjährige letzte männliche Nachkomme Raimund Johann, zu dessen angezweifeltem Erbrechtsstatus, weil er aus der morganatischen Ehe von Georg Reinhard mit Agnes Duysing stammte, gerichtliche Verhandlungen liefen. Gleichzeitig war die Burg durch hohe Gläubigerforderungen vom Konkurs bedroht und sollte veräußert werden. Da jedoch Raimund Johann 1673 starb, hatte der Heimfall der Burg als erledigtes Lehen an Herzog Ernst Vorrang vor einem Konkursverfahren. Jedoch wurde der Witwe gestattet, die Burg vorläufig weiter zu bewohnen. Die letzten Familienmitglieder und Bewohner verließen die Burg zwischen 1676 und 1678, wonach sie bald verfiel.
 

                                                                 Dr. phil. Christine Seige

Quellen: 
Thüringisches Staatsarchiv Meiningen,
Schloßarchiv Barchfeld, Akten 310 bis 312.

Buttlar-Elberberg, Rudolf von  Stammbuch der Althessischen Ritterschaft. 1888 (Tafel I der Familie Stein-Liebenstein zu Barchfeld)
Dr. Emil Rückert. Die Burg Liebenstein. Mskrpt.

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