Hotel Kaiserhof, davor Kurhaus, ursprünglich Schloss
1710 kaufte Friedrich Albert von Fischern, der Schwiegersohn des Hofrates Johannes Trier aus Dresden, das Amt Liebenstein von
Herzog Ernst Ludwig als " Sohn- und Tochterlehn" erb- und eigentümlich für 26000 Taler.
Er veranlasste am Fuße des Burgberges den Bau eines ansehnlichen Schlosses.
Kammergut
Liebenstein
Als im Jahre 1800 Herzog Georg I. Liebenstein von der Familie von Fischern erwarb,
wurde das dortige Rittergut zu einer Domäne umgewandelt und zunächst unmittelbar der
Aufsicht der Kammer unterstellt, die es allerdings bald darauf
verpachtete248.
1799 pachtete Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen http://de.wikipedia.
org/wiki/Georg_I._(Sachsen-Meiningen) die Herrschaft Liebenstein, nachdem er 1798 und 1799 in Sauerbrunnen gekurt hatte.
Während seiner Kuren wohnte er auf Schloß Altenstein.
1800 kaufte Georg für 110000 Gulden das einst von seinem Großvater verpfändete Amt Liebenstein zurück.
Unter seiner Regierung wurde das frühere Herrenhaus der Familie von Fischern zum Kurhaus umgebaut, der Kurplatz geschaffen.
Unüblicherweise ist die Karte gesüdet,
wir erkennen Schloßgebäude (Kurhaus), daran anschließend den 1805 errichteten und über eine breite Holztreppe zu erreichenden Cur- oder Speisesaal (vor dem Cursaal
befand sich der sog. Martiny-Brunnen !) (nach Schwerdt 1854), vor dem Schloß Remisengebäude http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p7aa354c4efca5d39/ , darunter Reitbahn und Stallgebäude (Langer Bau) http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p27502c3da3417c27/ , gegenüber Fürstenhaus (Palais Weimar) und Comödienhaus (Theater), weiterhin Brunnenhaus (Brunnentempel),
daneben das alte Zochersche Wirtshaus (1.Postgebäude) und Brauhaus ( Nahe dem späteren Felsenkeller) !
P. Niemeyer schrieb 1861 in seinem Wegweiser
durch Liebenstein und Altenstein:
"Das Herrschaftliche Kurhaus ist durch eine überdeckte Galerie mit einem großen Speise- und Gesellschaftssaal verbunden."
Nach der Übernahme durch Georg I. wurde eine Badegesellschaft gegründet, der auch Karl August von Weimar angehörte.
Das Badeleben gestaltete sich durch den Besuch von Fürstlichkeiten sehr vornehm.
Im Kurhaus befand sich von 1801 bis 1840 eine Spielbank, die auch von Einheimischen zu ihrem größten Schaden benutzt worden sein soll, so auch vom alten Hirschwirt http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc /p2f0962babe643d57/ Christoph Reich, der erst durch einen Machtspruch von Herzog Bernhard von seiner
Spielleidenschaft abgelassen hatte.
Um den nachlassenden Badebetrieb zu forcieren, wurde 1840 im Kurhaus u.a. eine Kaltwasserheilanstalt eingerichtet. Die erforderlichen Gebirgswässer (also kein Mineral- sondern klares
Gebirgswasser) wurden aus dem Kellerloch in Atterode herbeigeleitet. Die Behandlungsräume waren in der ehemaligen Kegelbahn http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pf8b7e3cb460d0f19/ eingerichtet.
Während der " herrschaftlichen " Zeit waren Gebäude, Anlagen und Spazierwege in tadelloser Verfassung. So wurden die Promenadenwege im Dorf und am Schloßberg
bis zum Felsentheater täglich gekehrt !
1851 hatte der Guts- und Kurhauspächter Müller die Erneuerung mit ca. 60 Gästebetten und einem großen Speiseraum vorgenommen. Die Umbaumaßnahmen wurden vom Architekten August Wilhelm Doebner http://de.wikipedia.org/wiki/August_Wilhelm_D%C3%B6bner geleitet.
1852 erhielt die Kaltwasserheilanstalt noch einen Duschraum. Die Kaltwasser-heilbehandlungen fanden auch nach dem Neubau der von Dr. Martiny an der Hauptpromenade geschaffenen Kaltwasserheilanstalt 1855 im Kurhaus statt, wobei Dr. Martiny an beiden Stellen als Chefarzt fungierte.
Nach dem Tod von Müller bewirtschaftete in vornehmstem Stil in den Jahren von 1852 bis 1866 das Kurhaus der sehr tüchtige Hotelier Aschermann ( gegen ein mäßiges Pachtgeld). Aschermann war mit einer Engländerin verheiratet. Nach seinem Engagement als Pächter ließ er 1868 den Meininger Hof http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p10d7d47a56cb871d/ errichten.
1866 requirierten in der Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Preußen die preußischen Generalkommandaturen in Kassel und Eisenach im
Kurhaus und bei der Einwohnerschaft 100 komplette Betten ( bei Vermeidung militärischer Kontributionen) am 07.Juli 1866, um in Dermbach ein Lazarett für Verwundete einzurichten.
1867 wird am Kurhaus eine Trinkhalle http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pa5b993d13264fb3c/ angebaut.
Das (C)Kurhaus war nach Nordwesten um die Trinkhalle erweitert, darüber die Kegelbahn, die genauso wie Teile des Kurhauses im Juli 1840 zu Zwecken der
Kaltwasserheilbehandlungen http://www44.jimdo.com/app/s06790cd 3cc8612fc/p7237682379115608/ laut Anweisung der Landesregierung in
Meiningen zur Verfügung gestellt werden mussten.
Der Speisesaal http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/peb0159cc32 66fed7/ hatte sich offensichtlich auf der Ebene
befunden, auf der der Gymnastiksaal des Kurmittelhauses (abgerissen 2008) gestanden hatte bzw. das neue heutige Kurhaus steht.
Eine überdachte Verbindung vom Kurhaus zum Speisesaal in Form eines Treppenaufganges war installiert oder ein Übergang aus den oberen Geschossen, wie es jetzt
noch in ähnlicher Form am Kaiserhof-Kurhotel existiert. Der Speisesaal war in all den Jahren seiner Nutzung (von 1805 bis zum Abriß 1946) auch als Kursaal, Reunions- oder Comödiensaal in
Gebrauch.
1871 ging das Kurhaus in den Besitz des Bankhauses M.Schie über.
Kurhausgarten mit Greifenbrunnen http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc86 12fc/pf5fe2759f6adf047/ , Kurhaus und Trinkhalle und dem 1871 entstandenen Musikpavillon http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p073cf4 dd89cee51d/ , Lithographie von 1898 von rechts nach links betrachtet !
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1902 wurde es vom Berliner Kaufmann Polzin erworben, der das Kurhaus nochmals umbauen ließ. In den folgenden Jahren erweiterte er den Badebetrieb und
investierte ca. 500.000 Mark.
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Kurhaus 1903, links der Musikpavillon, halblinks der Greifenbrunnen und in der Mitte die Wetterstation, die später in die Nähe des Brunnentempels versetzt wurde !
Das Wetterhäuschen rechts wurde vermutlich in den 1920ern in die Nähe des Brunnentempels versetzt. Leider ist dieses heute nicht mehr existent. In Quedlinburg kann man aktuell noch solch einen Wetteranzeiger bewundern - https://de.wikipedia.org/wiki/Wetterh%C3%A4uschen_(Quedlinburg)
Kurviertel 1911 - Archiv W.Malek über dem Brunnentempel der alte Musikpavillon, darüber die alte Trinkhalle, dahinter die ehemalige Kegelbahn und wiederum darüber der Marstall
Zwangsversteigerungsverfahren gegen den Eigentümer des Bades Liebenstein, Emil Polzin vom April 1912
Nach Konkurs und Zwangsversteigerung 1912 ging das Bad an den Fellhändler Lewinstein, der alle verfügbaren Mittel aus dem Badebetrieb abzog und flüchtete.
1913 kauften die Gräfin Rüdiger und der Augenarzt Dr. Graf Wiser aus Wiesbaden das Bad für 400.000 Mark, bauten das Kurhaus vollständig um und errichteten den Turm auf dem Kurhaus. Der Kurgarten wurde ebenfalls vergrößert, der Musikpavillon hinzugefügt und die gesamte Anlage zum Kurpark umgestaltet.
Die Bildergalerie zeigt Aufnahmen aus dem Inneren des Kurhauses des Gräflichen Stahlbades Liebenstein zur Eröffnung im Juni 1914 - Galeriedarstellung - Archiv W.Malek
Persönlichkeiten, die im Zusammenhang mit der Kurhausneugestaltung chronisiert wurden - Galeriedarstellung !
Einladung zum Festessen im Kaiserhof 1915 anläßlich des Geburtstages der Herzogin-Regentin von Sachsen-Meiningen - Galeriedarstellung Archiv W.Malek
Verzeichnis der am Um- und Neubau der Kurgebäude beschäftigten Unternehmen :
Eingang Kaiserhof 1927
Gerhart Hauptmann in der Mitte, rechts daneben Gräfin Kanitz, die dritte Frau Dr. Graf von Wisers, daneben Margarete Hauptmann https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Hauptmann, die zweite Frau Hauptmanns und rechts dahinter vermutlich Hans von
Hülsen, der Biograf Hauptmanns, vermutlich auch dabei ist die Zofe der Hauptmanns, Fräulein Jungmann oder Annie Metzkow.
Der Nobelpreisträger Gerhart Johann Robert Hauptmann (* 1862, + 1946)
während des Kuraufenthaltes 1925 im Kaiserhof.
Begleitet wurde er von seiner zweiten Frau Margarete Marschalk , die noch mehrmals eine Kur in Begleitung ihres Gatten in Liebenstein unternehmen sollte.
Mit am Tisch der ehemalige Besitzer des Bades, Leiter der Augenheilanstalt Herzogin Charlotte und Augenarzt mit Weltruf Dr. Graf Wiser.
Badedirektor Otto Schramm, der spätere Schwiegervater von Dr.med.Krug, hält eine Ansprache vermutlich in der Zeit, als Bad Liebenstein Lazarettstadt war. Rechts am Bildrand Kurdiener Winter, links Herr Schreiber, daneben Obergärtner Friedrich Schmidt.
Im Jahre 1946 war der Mitteltrakt des Kurhauses durch einen Großbrand zerstört worden. Angeblich war die Ursache eine Leuchtspurmunition. Turm und Mittelteil brannten völlig aus. Die Instandsetzung in neuer Form gelang erst einige Jahre später.
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Juli 1945 - Nach dem Rückzug der Amerikaner und Übergabe Thüringens an die sowjetische Militäradministration nutzte die Sowjetarmee den Kaiserhof als Truppenunterkunft. Während dieser Zeit brannte das gesamte Dachgeschoß samt Turm ab. |
Die Kameraden, die sich damals zur Mitarbeit in der Freiwilligen Feuerwehr bereiterklärten, hatten am 7. November 1945 ihre
erste Bewährungsprobe zu bestehen. An diesem Tage ging gegen 6.30 Uhr die Sirene und rief die Kameraden zum Feuerwehrdepot. Der Dachstuhl des Kaiserhofes
(Kurhaus) stand in Flammen. Das Haus war von den sowjetischen Besatzungstruppen belegt. Fahrlässiger Umgang mit Feuerwerkskörpern hatte das Feuer entfacht und
den gesamten Dachstuhl in ein Flammenmeer versetzt. Nach stundenlangen Löscharbeiten konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht werden, welches allerdings noch tagelang immer wieder aufflammte.
Die Kameraden leisteten dabei vorbildliche Arbeit unter Bedingungen, die heute nicht mehr vorstellbar sind. Als Beispiel sei genannt, das hinter den Kameraden die sowjetischen Soldaten mit MPi im
Anschlag standen. So bekamen die eingesetzten Kameraden für den über den Zeitraum einer Woche dauernden Einsatz mit Schreiben vom 13. November 1945 vom Ernährungsamt Meiningen eine
Sonderzuteilung von 13,5 kg Fleisch; 36,0 kg Brot; 1,5 kg Nährmittel; 0,25 kg Kaffeeersatz.
Günter Schwesinger (* 1929) erinnert sich an diesen Einsatz:
Zusammen mit dem Sohn von Obergärtner Friedrich Schmidt war er in der Jugendfeuerwehr ( graugrüne Uniform) an der Brandbekämpfung Kaiserhof dabei. Sie waren
beauftragt, bestimmte Zimmer auszuräumen, obwohl durch das Löschwasser schon einige Zimmerdecken eingestürzt waren und sicher Lebensgefahr bestanden hatte. Als die beiden Burschen einen
Schrank zum Transport angekippt hatten, fiel eine Pistole, die sicher von deutschen Lazarettsoldaten stammte, ins Zimmer. Unglücklicherweise bemerkte dies ein russischer Soldat. Beide
wurden mit Maschinengewehr im Rücken zur Feodora abgeführt. Dort wurden sie im Beisein eines Dolmetschers befragt.
Es ging dann wieder zurück zum Haupteingang des Kaiserhofes. Dort versammelten sich eine Menge Offiziere : Ihnen wurde mitgeteilt, dass infolge ihres Alters
ihnen das Leben geschenkt wird.
1946 - Eine Instandsetzung war erst nach dem russischen Truppenabzug möglich. Kurzfristig nahm man den Betrieb im jetzt umbenannten Heilbad „Dr. Fritz Lauterbach" wieder auf. Als es im Oktober 1946 zu einem Engpass in der Kohleversorgung kam, nutzte man die Zeit, den stark beschädigten Kaiserhof wieder herzurichten. Die Neugestaltung des Hauptgiebels wurde erst 1952 abgeschlossen.
In der Nachkriegsphase kommt das Kurhaus dann zum Volksheilbad http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/p9e0a65e9949fdd00/
Es wird 1960 wegen Generalreparatur geschlossen. Nach zweijähriger Renovierung mit einem Kostenaufwand von 1 Million MDN wird das Kurhaus wieder in Betrieb genommen.
Zwischen 1992 und 1995 wurde das Gebäude als Rehabilitationsklinik von der "Dr. Lauterbach-Klinik
GmbH Bad Liebenstein" bis zum Neubau der Kurparkklinik als Pachtobjekt der Treuhand geführt. Ab 1995 stand das Gebäude ca. 10 Jahre leer !
Nach dem Kauf 2006 und
umfangreicher Sanierung durch die Lauterbach-Nichterlein-BVG, wurde das Haus Pfingsten 2006 unter dem Namen „Kulturhotel Kaiserhof“ feierlich neu eröffnet.
siehe auch http://www.kulturhotel-kaiserhof.de/