Igelsbergstollen
Wir möchten auf ein technisches Denkmal hinweisen, das auf dem Gebiet der seit 01.01.2013 neu gebildeten Stadt Bad Liebenstein zu finden ist. Einige unserer Bewohner befassen sich intensiv mit der Bergbaugeschichte der Heimat. Unter anderem wurde auch der Igelsbergstollen untersucht und dokumentiert. Sven Grauel und etliche Mitstreiter versuchen, dieses Bergbaudenkmal aus dem 16. Jahrhundert der Nachwelt zu erhalten. Die GAG, die Grubenarchäologische Gesellschaft, befasst sich mit Denkmalen dieser Art. Sven Grauel ist Mitglied dieser Gesellschaft und hat den folgenden Beitrag des Kupfer- und Kobaltabbaus vergangener Jahrhunderte am Beispiel des noch existenten Igelsbergstollens httw.untertage.com/publikationen/18-thueringen/73-thueringen-der-igelsbergstollen.html an diese Gesellschaft weitergeleitet. Hnsichtlich des insbesondere auch für Thüringen bedeutenden Lutherjahres 2017 ist dieses Denkmal von Bedeutung. Waren doch Luthers Eltern im Gebiet der Zechsteinformation zwischen Glücksbrunn und Kupfersuhl zu Hause. Martin Luthers Vater war der Bauer, Bergmann, Mineneigner und spätere Ratsherr Hans Luther (Luder) (1459–1530) aus Möhra. Nachdem der Kupferschieferabbau unter den gegebenen Umständen in Kupfersuhl sich nicht mehr lohnte, verließen sie Möhra ( Margarethe war schon mit Martin schwanger) in Richtung Mansfeld - Eisleben, um sich dort am Abbau der zur damaligen Zeit bedeutendsten Kupferlagerstätten zu beteiligen.
Eine Zustandsbeschreibung der damaligen Zeit liefert folgender Beitrag
Die Mutter des Reformators
Frauen im Mittelalter – ein Porträt von Margarethe Luder
In einer losen Reihe stellen wir Frauen der Reformation vor. Diesmal ein Porträt von Margarethe Luder, der Mutter Martin Luthers.
Ob es Margarethe Luder als Ehre empfand, Mutter ihres berühmten Sohnes zu sein? Das Cranachsche Bildnis aus dem Jahr 1527 jedenfalls zeigt davon – abgesehen von der Ehre, als solche gemalt zu werden – keine Spur. Es zeigt eine eher verhärmte, freudlos blickende Frau am Ende ihres Lebens. Dem Bekenntnis ihres Sohnes: Alles, was ich bin und habe, verdanke ich meinem Vater, folgt kein Wort der Anerkennung für die Mutter. Zu selbstverständlich war ihr Dasein für ihn und die Familie, hatte sie doch mit der Geburt ihrer Kinder und der Versorgung des Hauses einfach nur ihre Aufgabe als Frau erfüllt.
Um 1479/80 hatte die 20-jährige Margarethe Lindemann den gleichaltrigen Hans Luder aus Möhra geheiratet. Margarethe war eine gute Partie, ihre Mitgift nicht so bescheiden, wie die romantische Verklärung des Lutherbildes glauben macht. Sie kam aus einer angesehenen Eisenacher Familie, ihre Brüder waren gebildete Juristen. Auch ihr Mann Hans hatte als ältester Sohn einer gut situierten Großbauernfamilie ein gutes Startgeld vom Vater bekommen, als sich die beiden im Sommer 1483 aufmachten, ihr Glück im Mansfelder Land zu suchen. Hier war ein Onkel Margarethes oberster Berg- und Hüttenverwalter der Grafschaft und verhalf dem Neuankömmling, der sich bereits in der väterlichen Kupferschiefergrube Kenntnisse im Hüttenwesen angeeignet hatte, zu einem guten Start.
Nach einer Zwischenstation in Eisleben, wo am 10. November ihr Sohn Martin geboren wurde, kamen die Luders 1484 in Mansfeld an, wo sie bis zu ihrem Tode 1529 bzw. 1530 lebten. Dank guter Verbindungen, entsprechendem Startkapital, Zielstrebigkeit und Fleiß stieg Hans Luder als Hüttenmeister schnell in der Hierarchie der Stadt auf. 1491 gehörte er schon zu den »Vieren der Gemeinde«, seine Kinder heirateten in die einflussreichsten Familien Mansfelds ein. Die archäologischen Ausgrabungen im Luderschen Anwesen weisen auf einen gediegenen Wohlstand hin. Wohl schon 1484 hatte Hans Luder ein ansehnliches Haus an exponierter Stelle direkt gegenüber dem gräflichen Schloss erworben, dem nur wenige Jahre später ein zweites folgte. Der Wohlstand war hart erarbeitet, vor allem die schwere Arbeit seiner Mutter prägte sich dem Knaben Martin ein.
Er war wohl ihr zweites Kind, das erste Überlebende. Ungewiss ist, wie viele Kinder Margarethe gebar, die Zahlen schwanken zwischen sieben und zehn. Sicher nachweisbar sind neben Martin nur vier Töchter und Sohn Jakob. Wie reagierte die Mutter auf den Tod von vielleicht vier ihrer Kinder, in einer Zeit, in der 20–50 Prozent der Neugeborenen das Erwachsenenalter nicht erreichten? Kein Wort der Klage ist überliefert. Nur einmal bekannte sie, dass ihre Gesundheit unter den Geburten gelitten habe. Das Durchschnittsalter der Frauen betrug damals 29,8 Jahre. Viele Geburten, mangelnde Ernährung und Hygiene führten zu Krankheit und Tod. Dass ob des allgegenwärtigen Todes vor allem die Frauen fleißig in die Kirche gingen, ist da nur allzu verständlich.
Luthers Mutter soll etwas schwermütig gewesen sein, zeitgemäß fromm mit der üblichen Furcht vor Hexen und Dämonen, zurückhaltend gegenüber anderen Menschen. Der Humanist und Theologe Georg Spalatin
beschreibt sie als »Frau von seltsamer Art«. Melanchthon spricht ihr alle ehrbaren Tugenden zu, ganz besonders aber zeichne sie sich durch Züchtigkeit, Gottesfurcht und fleißiges Beten aus. Luther
spricht in seiner Rückschau davon, dass sich seine Eltern herzlich liebten, den Kindern ein gutes Vorbild waren, wenn auch sehr streng. So habe ihn die Mutter einmal um einer Nuss willen so
gestäubt, dass das Blut floss. Die strenge Erziehung nennt er u. a. als Grund für seinen Klostereintritt. Auch wenn er den Eltern zugesteht, sie hätten es herzlich gut gemeint, vermisst man in seinen
persönlichen Bekenntnissen ein inniges Verhältnis, das über die Sohnespflicht hinausgeht. Aber vielleicht fehlen dafür auch nur die entsprechenden Zeugnisse.
Sylvia Weigelt
Die Autorin ist Mediävistin, sie arbeitet als freie Autorin und Publizistin. (Mediävistik ist die Wissenschaft vom europäischen Mittelalter.)