Kreuzblättrige Wolfsmilch
Im Sommer 2019 fragten die Hausgärtnerinnen Anita Schreiber und Karin Barf, um welche Pflanze es sich auf ihrem Beet im Brunnenweg handeln könnte. Beide waren sich sicher, das Gewächs nicht gepflanzt zu haben. Noch ohne Bestimmungs-App
ausgerüstet, fand sich eine Ähnlichkeit mit der Kreuzblättrigen Wolfsmilch. Sie kommt bei uns auch wild vor und ist eine immergrüne, krautige Pflanze, die sich im zweiten Jahr sehr stark verändert. Im ersten Jahr erreicht sie bereits eine stattliche Wuchshöhe. Die bis zu 15 cm langen
Laubblätter sind ungestielt und kreuzweise gegenständig. Im Winter biegen sich bei niedrigen Temperaturen die sonst waagerecht abstehenden Blätter
nach unten. Steigt die Temperatur, richten sich die Blätter wieder auf. Insbesondere bei Wikipedia finden wir interessantes:
Im zweiten Jahr verändert sich die Pflanze fulminant und erreicht einen Meter Wuchshöhe. Über einem Wirtel aus vier Blättern wird eine zwei- bis
vierstrahlige Scheindolde gebildet. Die Hochblätter sind gelblich grün bis gelb. Wegen ihrer
fraktalen Wuchsform ist sie im Kulturgarten beliebt. Die ihr nachgesagte Wirkung gegen Wühlmäuse ist bedingt zutreffend. Zumindest im engeren Umkreis von etwa 3 – 4 Meter Radius scheinen
Wühlmäuse und auch Maulwürfe Abstand zu nehmen.
Wegen des außergewöhnlich hohen Ölsäuregehaltes ihrer Samen hat die Kreuzblättrige Wolfsmilch das Interesse der Oleochemie geweckt. Früher wurden ihre Samen, wie die mehrerer
weiterer Arten, als Abführmittel genutzt, führten jedoch in höherer Dosierung zu schweren Vergiftungen und manchmal sogar zum Tod. Mit dem
Entzündung hervorrufenden Milchsaft wurden früher auch Warzen behandelt.
Für unsere Region hat die Kreuzblättrige Wolfsmilch auch einen historischen Bezug. Die Grumbachschen Händel spielten im Laufe der Liebensteiner Burg keine geringe Rolle.
Ritter Wilhelm von Grumbach war dabei die entscheidende Figur. Er war dem Übernatürlichen zugeneigt
und nutzte die verlockende Eigenschaft der Kreuzblättrigen Wolfsmilch, um sich unter anderem damit die Gefolgschaft Herzog Johann Friedrich
II des Mittleren zu sichern. Denn die sogenannte Springwurzel galt als magische Zauberpflanze. Mit
ihrer Hilfe sollten dem Volksglauben nach verborgene Schätze gefunden und Türen geöffnet werden. So wurde während der Jenaer
Christnachttragödie eine schatzhütende Weiße Frau mit Hilfe einer Springwurzel und Dr. Faustus’
Zauberbuch „Höllenzwang“ beschworen.
Die Grumbachschen Händel kulminierten darin, dass
Ritter und Herzog unter die Reichsacht fielen, der Ritter in Gotha Schutz suchte. Das kaiserliche Exekutionsheer nahm Gotha ein – Wilhelm von Grumbach wurde
am 18. April 1567 auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt. Herzog Johann kam lebenslang in Haft.
Text und Foto W.Malek