Dr. Fritz Lauterbach
Dr. Fritz Lauterbach wurde am 06.12.1877 in Ammendorf
geboren. Ammendorf ist heute ein Stadtteil von Halle an der Saale. Nachdem er Chemie studiert und in Philosophie promoviert hatte, galt sein Interesse der Begutachtung und Vermarktung von
Heilwässern. So konnte er 1905 den bekannten Bad Lauchstädter Mineralbrunnen vom Land auf 50 Jahre pachten, den im Jahre 1700 der berühmte Hallesche Professor der Medizin Friedrich
Hoffmann (Hoffmannstropfen) untersucht und für bedeutend gehalten hatte. Bis heute haben sich die damals bekannten Anwendungsgebiete bewährt, nämlich bei Stoffwechsel- und
Harnwegserkrankungen, Allergien, Übergewicht, in der Rekonvaleszenz und zur Anregung der Verdauungsfunktionen. Insbesondere der oft kränkelnde Friedrich Schiller
und auch der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe nutzte das Lauchstädter Mineralwasser. Dadurch wurde der Brunnen äußerst populär. Der kleine Ort war bereits im 18. Jahrhundert sehr bekannt und
zu einem Anziehungspunkt der feinen Gesellschaft Europas geworden.
Dr. Lauterbach baute nach 1905 einen bedeutenden Brunnenversand der Lauchstädter Heilquelle auf, der vermutlich bis zur Wendezeit in seinen Strukturen erhalten
wurde. 1968 hatte das VEB Getränkekombinat mit dem Brunnenversand Bad Lauchstädt den ursprünglich von Dr. Lauterbach aufgebauten Betrieb weitergeführt. Der Lauchstädter Heilbrunnen
zählte zur "Bückware" und in dieser Zeit wurden jährlich zehn Millionen Flaschen abgefüllt.
Anfang der 1920er Jahre hatte sich das Interesse Dr. Lauterbachs auch auf den Liebensteiner Sauerbrunnen gerichtet. Das 1917 fast komplett kapitalisierte Kurbad ging
1925 im wesentlichen in den Besitz von Dr. Lauterbach über. 1927 ließ er einen weiteren kohlensauren Brunnen erbohren und parallel zu Bad Lauchstädt wurde im ehemaligen „Surborner“ Brunnenhaus
ein Flaschenabfüllbetrieb eingerichtet, der auch bis in die DDR-Zeit gearbeitet hatte.
1937 war in zeitgemäßer Architektur ein neuer Bade- und Theaterkomplex errichtet worden. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates Dr. Lauterbach und die Badedirektion
hatten entsprechende Pläne erarbeitet und innerhalb von sieben Monaten wurde der Um- und Neubau realisiert. Das Bad Liebenstein avancierte zum größten Heilbad
Thüringens und 1938/39 wurden über 12.000 Kurgäste gezählt.
Anlässlich seines 60. Geburtstages erhielt Dr. Fritz Lauterbach am 06.12.1937 in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Hebung des
Badeortes die Ehrenbürgerrechte Bad Liebensteins. Zu diesem Zeitpunkt wohnte Dr. Lauterbach noch auf seinem Rittergut Tragarth. Nach der 1938 erfolgten Heirat mit Eleonore Heiges und dem
Einzug in die Villa Julia https://www.heimatfreundebali.de/heimatgeschichte/villen/villa-meyer/ verlegte er seinen
Lebensmittelpunkt in unseren Kur- und Badeort. Die Kinder Friederike, Feodora und die Zwillinge Ute und Fritz waren 1938, 1941 und 1943 geboren worden und
wuchsen im interessanten Umfeld der Villa Julia auf. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass Dr. Lauterbach 1941 einen Kaufvertrag mit Prinz Ernst Bernhard von Sachsen-Meiningen https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Sachsen-Meiningen abgeschlossen hatte, das Schloss Altenstein zu übernehmen. Die Gärtnerei
am Altenstein war bereits seit 1938 an Dr. Lauterbach verpachtet worden. Der getätigte Kauf wurde jedoch rechtswidrig rückgängig gemacht. Viele weiterer solcher rechtsloser Machenschaften wurden
durch den damaligen Landrat Gommlich https://de.wikipedia.org/wiki/Hellmuth_Gommlich und den Gauleiter Sauckel https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Sauckel gegen Dr. Fritz Lauterbach und gegenüber der Herzoglichen Bad Liebenstein
Thüringer Wald A.-G. begangen.
( Kurz vor dem Einmarsch der US-Army nahm sich Gommlich gemeinsam mit
seiner Frau, Tochter und Mutter durch Gift am 2./3. April 1945 das Leben und Sauckel gehörte zu den 24 angeklagten Personen im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof und wurde am 1. Oktober
1946 in zwei von vier Anklagepunkten schuldig gesprochen und zum Tod durch den Strang verurteilt und hingerichtet. )
Nach der Enteignung und nach dem Tod Dr. Fritz Lauterbachs 1951 führte Eleonere Lauterbach sozusagen auf medizinischem Gebiet das Familienerbe fort. Sie hatte bis
1950 als Badeärztin praktiziert und war als Oberärztin im Volksheilbad tätig. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie als Oberärztin die Leitung der Allgemeinmedizinischen Abteilung der Poliklinik
in Bad Liebenstein. Als Hausärztin betreute sie bis 1973 zahlreiche Familien vom Säugling bis zu den ältesten Patienten und das brachte ihr große Anerkennung in der Bevölkerung ein. Noch in
der ärztlichen Ausbildungsphase hatte sie einen sportärztlichen Lehrgang absolviert. Ihre aktive Lebenseinstellung äußerte sich in eigener sportlicher Betätigung (zahlreiche
Oberligaeinsätze, Meistertitel im Tennis und Tischtennis) sowie in ihrer langjährigen Betreuung der Bürger des Kreises Bad Salzungen als Kreissportärztin.
Nach der Wende führte der Mediziner Fritz Lauterbach, der Sohn des Ehrenbürgers, die Familientradition im Kurort fort. Die Gründung der Kurparkklink Dr. Lauterbach
erfolgte 1992 im Kurhaus und im Haus Thüringen. 1995 eröffnete der Klinikneubau, der durch Josef Wund konzipiert wurde. Der Architekt Wund gilt als „Bäderkönig“ insbesondere
durch dessen Konzeption und den Bau Europas größter Therme in Erding.
Im Foyer der Klink erinnert eine Bronzebüste, die von Arthur Zweininger 1912 geschaffen worden war, an den Chemiker und Promovierten Philosophen Dr. Fritz
Lauterbach, der die Ehrenbürgerrechte Bad Liebensteins besitzt und Namensgeber für die seit 25 Jahren erfolgreich in unserem Kurort arbeitende Rehabilitationsklinik ist .
siehe http://www.dr-lauterbach-klinik.de/
Wolfgang Malek
Dr. Fritz Lauterbach: links von Arthur Zweininger 1912 geschaffene Bronze-Büste und rechts im Porträt-Foto
Urkunde unterzeichnet vom Liebensteiner Bürgermeister Heinrichs
Rittergut Tragarth im Merseburger Land, auch Rittergut Lugau und Rittergut Queis waren im Besitz von Dr. Lauterbach