Hintere oder Obermühle
Die Recherche zu dieser Mühle betrachtet hauptsächlich die Trautvetter-Familie, die im rechten Teil des Wohngebäudes zu Hause war und der Eingang zu
den Trautvetters lag im Hof hinter dem Gebäude. Auf die Familie Anacker kann nicht eingegangen werden. Sie bewohnte die linke Seite. Auf dem Bild an den Zügeln auf dem Leiterwagen - Albin
Trautvetter (1876 - 1949). Im Anbau links arbeitete ursprünglich eine Bäckerei. Später hat der Schuhmacher Prack in diesen Räumlichkeiten seine Werkstatt gehabt. Es folgte das
Bestattungsinstitut Schäfer und ein Kosmetik und Nagelstudio.
Annerose Friedrich, geb. Trautvetter, verdanken wir vor allem
die fotografischen Erinnerungen, die im folgenden aufgeführt sind. Sie und ihr Bruder Kurt Trautvetter, der Gerda Merkel geheiratet hatte, sind in der ehemaligen Obermühle groß geworden und
Kurt hat bis zu seinem Lebensende dort gewohnt.
Eine der Vorgängerfamilien gab es mit Johann Trautvetter (1795 - 1841) und seiner Frau Barbara,
geborene Fischer, die Anfang des 19. Jahrhunderts die Erbauer oder die damaligen Betreiber der Obermühle waren. Später hatten Albin und Berta Trautvetter die Mühlentradition
fortgesetzt. Sie hatten vier Kinder: Fritz Trautvetter, Emmi (Ifert), Anna (Weih) und Lina (Schreiner).
Jürgen Trautvetter aus Schweina hatte sich nach Erscheinen
der Hausgeschichte über die Dreschersmühle gemeldet und nach langer Recherche einen umfangreichen Stammbaum erarbeitet, der sich insbesondere auf die Obermühle bezieht.
Zum Stammbaum gehören beispielsweise Adalbert Ifert, Dorit Schatz, Ursula Broll,geb. Weih,Christel Malsch, geb. Weih, Hans-Joachim Schreiner und Kerstin Mieth, geb.
Trautvetter.
Aus regionalen Katasterkarten um 1875 können wir entnehmen, dass die Grumbach nach dem passieren der Aubornmühle (in etwa dem Standort des heutigen Mühlrades im Elisabethpark) stark nach Westen
floß und sich dann nahe am Verlauf der Ruhlaer Straße bis zum Haus Gerda und Kati Trautvetter orientierte. Die heutige Geländestruktur scheint dem zu widersprechen, aber in den letzten 120 Jahren
wurden nach und nach große Areale dieses Grumbachbettes aufgeschüttet. Wie auf der kleinen Skizze ersichtlich, bog die Grumbach kurz vor der Obermühle nach Süden ab, floß durch die Mühle in
den Mühlgraben.
Gerda Trautvetter erinnert sich: Vom Urgroßvater ihres Mannes Kurt ist überliefert, dass er
gemahlenes Getreide mit dem Handwagen oder Pferdefuhrwerk ausgefahren hatte. Somit betrieben die Vorfahren wahrscheinlich als Haupterwerb die Mühle und im Nebenerwerb wurden einige Ländereien in
der Grumbachaue bewirtschaftet. An Reste des Mühlgrabens und an Mauerreste, die das Lager für das Mühlrad ehemals aufnahmen, kann sich Gerda gut
entsinnen. Unterlagen in ihrem Nachlass weißen aus, dass mit der Anlage des Elisabeth Parkes Anfang des 20. Jahrhunderts durch " Dr. Fülles Teich
Projekte " der Mühlgraben als Bachbett für die Grumbach diente und damit der Mühlbetrieb erledigt war. Dr. Fülles hatte somit zugunsten der Parkanlage die Grumbach nahe an die Teiche legen lassen
- einen Rechtsstreit hatte die Familie Trautvetter verloren.
Danach gründete die Familie eine Spedition, die von Gerdas Schwiegervater Fritz Trautvetter bis in das Jahr 1956/57 betrieben worden war. Die
Spedition übernahm Transporte für Liebensteiner Firmen, beispielsweise für Christian Luther, Ludwig Heller, für die Gärtnerei Bachmann und natürlich für die Kur- und Badeverwaltung.
Insbesondere exclusive Ausfahrten mit dem Landauer, im Prinzip das Gefährt, das ein prächtiger Vorfahre unserer heutige e-Kutsche war.
Im Nebenerwerb beschäftigte man sich weiter mit der Landwirtschaft - es wurden Schweine, Rinder und Ziegen gehalten und natürlich prächtige Pferde, die die Landauer, Schlitten und Bauernwagen
ziehen konnten. Zwischen Trautvetters Wohnhaus und Fleischerei Pfannstiel / Hesse gab es eine mondäne Doppelgarage mit klassizistischem Giebel. Annerose Friedrich weiß noch genau - die Garagen
waren tabu - denn die Samtbezüge insbesondere des Landauers mussten absolut geschont werden.
Mit der Zwangskollektivierung wurde 1957 der bäuerliche Anteil der Familie der entstandenen LPG sozusagen einverleibt.
Gerdas Mann Kurt arbeitete als Traktorist in der LPG, die in dieser Form bis 1989 existiert hatte. Durch den Bau des damaligen
Kreiskulturhauses 1979 -1981 verkleinerte sich der Besitz an Grund und Boden für die Trautvetters und die direkt angrenzenden Anackers *). Nach nicht einmal 30 Jahren Existenz hatten die
Verantwortungsträger den Abriss der Stadthalle 2011 besiegelt und mit dem durch den Kurhessen Gewerbebau errichteten Herzog-Georg-Carree war dann das endgültige aus für die Obermühle
gegeben.
*) Auf die Familie Anacker konnte hier nicht eingegangen werden
Vorgängertext
Im Bereich des ehemaligen Wohnhauses von Gerda und Kati Trautvetter ( Ruhlaer Str. 6-8 ) existierte ursprünglich die Obermühle.
Gerda Trautvetter erinnert sich:
Vom Urgroßvater ihres Mannes Kurt ist überliefert, dass er gemahlenes Getreide mit dem Handwagen oder Pferdefuhrwerk ausgefahren hatte. Somit betrieben die Vorfahren
wahrscheinlich als Haupterwerb die Mühle und im Nebenerwerb wurden einige Ländereien in der Grumbach bewirtschaftet.
An Reste des Mühlgrabens und an Mauerreste, die das Lager für das Mühlrad ehemals aufnahmen, kann sich Gerda gut entsinnen.
Im Nachlass befinden sich Unterlagen, die ausweisen, dass mit der Anlage des Elisabethparkes (u.a. durch Italiener) Anfang des 20.Jahrhunderts durch Dr. Fülles
der Mühlgraben im Prinzip zugeschüttet worden war und damit ein Betrieb der Mühle nicht mehr möglich war. Ein Rechtsstreit hatte die Familie Trautvetter verloren.
Aus diesem Grunde ist es denkbar, dass die Familie nach Mühlenschließung eine Spedition gründete, die von Gerdas Schwiegervater Fritz Trautvetter bis in das Jahr
1956/57 betrieben worden war. Die Spedition übernahm Transporte für Liebensteiner Firmen ( Christian Luther http://www44.jimdo.com/app/s06790 cd3cc8612fc/p984695c770fad591?cmsEdit=1 , Ludwig Heller http://www44.
jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pd86d8fd8f32070e0?cmsEdit=1 ) und für die Gärtnerei Bachmann http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc 8612fc/p93e89e808da3aec8?cmsEdit=1 und für die Kur.
Mit der Zwangskollektivierung wurde 1957 der bäuerliche Anteil der Familie der entstandenen LPG http://de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaftliche_Produktions genossenschaft
sozusagen einverleibt.
Gerdas Mann Kurt arbeitete als Traktorist in der LPG, die in dieser Form bis zur Wende existent war.