Villa Bourguet, später Villa Johanna und dann Optiker Müller
Jean Simon Bourguet , ( * 1812 in Metz, + 1882 Bad Liebenstein) wurde als 12-jähriger mit sehr mangelhafter Schulbildung
Kochlehrling, kam dann in die Küche des Herzogs Karl Bernhard von Sachsen-Weimar http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Bernhard_von _Sachsen-Weimar-Eisenach, der im Fürstenhaus (Palais Weimar)
http://www44.jimdo.com/app/s06790cd 3cc8612fc/p9f87fb76cf02ab8f/ seine Sommerresidenz hatte. Karl
Bernhard war mit Ida verheiratet, der Schwester des Herzogs von Sachsen-Meiningen. Bourguet erwarb sich in dieser Stellung, aber unmöglich aus den Ersparnissen seines Gehaltes
ein hübsches Vermögen, von dem er nach dem Tode des Herzogs (1862 in Liebenstein) behäbig leben konnte. Jagd und Kartenspiele waren seine Lieblingsbeschäftigungen.
In seiner schönen Villa in der Obergasse (Aschenbergstraße) beschäftigte er sich mit Blumen- und Spalierobstzucht.
Er fühlte sich immer als Franzose. Er machte auch 1870 aus seiner deutschfeindlichen Gesinnung keinen Hehl.
Die Liebensteiner hatten Geduld mit ihm, ließen ihn schimpfen und nahmen ihn nicht ernst; denn sonst hätten sie ihn manchmal
gehörig durchbläuen müssen. Sein mangelhaftes Deutsch gab oft Veranlassung zu großer Heiterkeit. Seine Allgemeinbildung war nicht von weit her, nur in Geldgeschäften hatte er Gewandtheit. Seine
erste Frau war Engländerin, Kammerzofe der Herzogin Ida, seine zweite Frau Christel, verwitwete Schmidt, geb. Gunkel aus Wasungen, ( * 1825, + 1908). Sie war Bettmädchen bei Herzogin
Ida und erste Frau des als Kammerdiener *) bei Herzog Bernhard II. http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_II._(Sachsen-Meiningen) ebenfalls reich gewordenen Schmidt, der nach Erbauung der
Villa Schmidt http://www44.jim do.com/app/s06790cd3 cc8612fc/ p12805ebc62802e88/ in den
1860er Jahren starb.
1877 -79 wurde das Haus an Ingenieur Vetter vermietet. Später an Rechtsanwalt Heisudke.
Ende des 19.Jahrhunderts wurde in der Villa Bourguet eine koschere Gaststätte eingerichtet, die nach streng rituellem Gebot Speisen angeboten hatte. Es handelte sich dabei um ein als
Villa Johanna geführtes jüdisches Restaurant, das als Außenstelle von Sanders Pension & Restauration (Coburg) lief - siehe auch http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pbcd27ba499864752/ .
*) Der Kammerdiener an Fürstenhöfen Träger eines gehobenen Hofamtes. Zu seinen
Aufgaben gehörte die Aufsicht und Pflege der fürstlichen Privatgemächer, er stand meist
in einem engen Vertrautenverhältnis zu seinem Herren
Das ehemalige Haus Bourguet wurde als Saison-Hotel und unter dem Namen Villa Johanna in den Sommermonaten in der Aschenbergstraße betrieben.
Eine Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Februar 1904 erklärt dies näher: "Zwei Kochlehrmädchen können
zu sehr günstigen Bedingungen in meinem Saison-Hotel zu Bad
Liebenstein per
1. Juni eintreten. Offerten sind an J.
Sander, Coburg
zu richten."
Seit 1920 hatte Optiker Müller die Immobilie gemietet und 1925 komplett erworben und noch bis nach der Wende sein
Geschäft dort betrieben.
Frau Rübsam erklärt, dass die Frau von Optiker Müller die Nichte von Otto (Pallas) Reum und Brigitte Brockmann die Schwester von Frau Optiker Müller war.
Die jetzigen Inhaber (Familien Rübsam/Weber/Pätzold) informierten darüber, dass der auf dem obigen 1. Foto zu sehende
Anbau in der Vergangenheit einmal "jüdische Küche" genannt worden war und vermutlich der ältere Teil des Hauses ist.
Die Schindeln am Haupt- und Nebengebäude sind aus Naturschiefer. Am Hauptgebäude wurde der Schiefer mit weißer Farbe mehrmals gestrichen. Es ist also kein Eternit http://de.wikipedia.org/wiki/Faserzement bzw. Faserzement, wie fälschlicherweise die meisten Passanten vermuten. Der Administrator war auch lange Zeit dieser ( falschen ) Auffassung !