Villa Thomas
Villa Thomas
Das in der Rückerstraße befindliche Haus wurde im Jahr
1934 von dem Kaufmann Richard Thomas (1891-1959) gebaut. Richard war der jüngste von insgesamt 5 Söhnen der Eheleute Wilhelm und Amalie Thomas aus Riesa an der Elbe. In den 1920er-Jahren betrieb
Richard in Riesa, Hauptstraße 3, einen Landesprodukten-Großhandel. Seine Handelsware bestand hauptsächlich aus Agrarprodukten, wie Getreide, Rohtabak, Saatgut, Futtermitteln etc. Da Richard
Thomas sehr stark unter Asthma litt, gab er Anfang der 1930-Jahre seinen Betrieb auf und verlegte seinen Wohnsitz nach Bad Liebenstein, da er sich hier eine wesentlich bessere Luft versprach, die
seiner Atemwegerkrankung dienlich war. Bis zur Vollendung seines Hausbaus im Herbst 1934 wohnte er mehrere Monate zur Miete im Auenweg 9 ( Haus Leimbach ).
Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches und der
damit verbundenenFlüchtlingswelle aus den deutschen Ostgebieten wurden auch im neuerbauten Haus der Eheleute Richard und Elfriede Thomas vorübergehend Flüchtlinge einquartiert. Dass die Umsiedler
dabei mit ihren Vermietern nicht immer in trauter Eintracht lebten, zeigt der Vorfall, dass im Frühjahr des Jahres 1946 die Umsiedlerin Frau Schepke der Hauseigentümerin Elfriede Thomas einen
Eimer mit schmutzigen Monatsbinden über den Kopf gestülpt haben soll, was im Sommer des gleichen Jahres beim Amtsgericht Bad Salzungen zur Verhandlung gekommen ist ( Az. 2C 184/46 ). Wie die
Sache ausging, blieb leider im Dunkeln.
Richard Thomas beherrschte perfekt die englische und französische Sprache, er war Kaufmann mit Leib und Seele. Wer Geld von ihm zu bekommen hatte, musste allerdings immer damit rechnen, auf ein größtmögliches Maß heruntergehandelt zu werden. Richard war nämlich ein rechter Sparfuchs, dem zudem der Geiz im Nacken saß. Er war kleinlich und pedantisch, nahm die Dinge penibel genau und führte einen streng geordneten Haushalt. Alles in den Zimmern, sogar in den Schränken, war akribisch katalogisiert, die Sachen hatten ihren festen Platz und durfte weder um- noch ausgelagert werden.
Richard hatte, wie bereits vorab erwähnt, vier Brüder.
Diese hießen Max, Arthur, Georg und Hugo. Bis auf Max Thomas (1875–1923), den ältesten der fünf Brüder, blieben alle kinderlos. Max war es auch, der im Jahr im Jahr 1910 in Welzow die "Lausitzer
Glashüttenwerke Thomas & Co. GmbH" gründete. Dort produzierte er mit seinen ca. 260 Beschäftigten ab Januar 1911 Becher und Beleuchtungsgläser für verschiedene Lichtarten. Später kamen
Gebrauchsgläser, Vasen und Lampen hinzu, die mit feinen Schliffen versehen oder bemalt wurden. Nach dem Tod seines Bruders Max im Jahre 1923 führten die Brüder Hugo als Direktor und Georg als
Prokurist den Betrieb weiter. Auch nach deren Tod blieb der Betrieb weiter im Familienbesitz. Zu DDR-Zeiten leitete Walter Thomas, der Sohn von Max, und hiernach wiederum dessen Sohn Klaus bis in
die 1970er-Jahre die Thomashütte. 1972 wurde die Familie enteignet und nannte sich fortan "VEB Wirtschaftsglaswerk Welzow". Der Gründer des Welzower Glashüttenwerkes, Max Thomas, genoss in Welzow
hohes Ansehen. Er baute Wohnhäuser und leistete wiederholt großzügige Spendenbeiträge für wohltätige Zwecke. Zudem schenkte er den Bürgern einen innerstädtischen Platz, der den Namen
"Max-Thomas-Platz" erhielt und der 2012 nach historischem Vorbild wieder hergerichtet wurde. Heute heißt der kleine Park "Jahn-Platz".
Arthur Thomas, der wie sein Bruder Richard, ebenfalls Kaufmann war, war im Vergleich zu Richard ein regelrechter Weltenbummler. Er stand die meiste Zeit seines Lebens im Dienst eines holländischen Unternehmens mit Filialsitz in Batavia (Indonesien). Die Stadt, die sich heute Jakarta nennt, galt viele Jahre als Hauptquartier der Niederländischen Ostindien-Kompanie.
Nach dem Tod seiner Ehefrau Elfriede heiratete Richard im Jahr 1955 Frau Meta Schein aus Schweina. Dadurch gelangte das Haus Thomas Anfang der 1960er-Jahren in den Besitz der Familie Emil Henning ( Schwiegersohn von Frau Schein ), dessen Sohn Volker Henning (geb. 1949) es noch heute mit seiner Familie bewohnt. Volker Henning hat sich in Bad Liebenstein insbesondere als Autor heiterer Verse einen Namen gemacht. In den Jahren 2013, 2015 und 2019 gewann er für die beste humoristisch-satirische Versdichtung im deutschsprachigen Raum den begehrten Hans-Huckebein-Preis (ehemals Wilhelm-Busch-Förderpreis) in Stadthagen/Niedersachsen, wo ihn daraufhin in Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen die Stadt Bad Liebenstein mit einem Eintrag in das Goldene Buch ehrte. Im Jahr 2011 gründete der Autor zudem den ROMUH-Verlag ( ROMUH=HUMOR ), über den er all seine im Anhang genannten Bücher veröffentlichte, darüber hinaus auch Wolfgang Maleks "Häusergeschichten".