Motorrad

Vermutlich RT 125 1956 in Dermbach von Edith G.Leis in 08/2016 gepostet
Vermutlich RT 125 1956 in Dermbach von Edith G.Leis in 08/2016 gepostet
DKW RT 125/2 Baujahr 1956
DKW RT 125/2 Baujahr 1956
Motorrad RT 125 (1950er) am 30.08.2016 gepostet von Edith G. Leis
Motorrad RT 125 (1950er) am 30.08.2016 gepostet von Edith G. Leis
Dermbacher 1956 am Trusetaler Wasserfall von Edith G. Leis
Dermbacher 1956 am Trusetaler Wasserfall von Edith G. Leis
Stefan auf Erich Hanls Jawa im Hof hinter dem Schweinaer Forsthaus um 1969 - Sammlung Stefan Hanl
Stefan auf Erich Hanls Jawa im Hof hinter dem Schweinaer Forsthaus um 1969 - Sammlung Stefan Hanl
Pitty vor Fröbelstrasse 21 Schweina - Sammlung Vaiko Weyh
Pitty vor Fröbelstrasse 21 Schweina - Sammlung Vaiko Weyh

Das Motorrad (in diesem Falle  Jawa) war auch zum Transport gedacht.

Vor dem Laden " Tausend Kleine Dinge" in Schweina waren gerade heiß begehrte Sachen abtransportiert worden.
Auszug aus Der Spiegel  42/1959:

Was sonst an "Exponaten" - SED Deutsch für Ausstellungsstücke - in der DDR-Jubiläumsschau bestaunt werden darf, ist teils mit einem schrägen Blickauf Westberlins Industrieschau, teils - mit Rücksicht auf den Alltag der DDR-Bürger ausgewählt worden: Gezeigt werden nur Dinge, die es entweder mit der Qualität westlicher Konkurrenzerzeugnisse aufnehmen können oder gegen derartige Vergleiche immun sind, weil im westlichen Ausstellungskatalog Gleichartiges fehlte; nicht gezeigt werden solche Artikel, die der DDR-Bürger zwar besitzen möchte, aber nicht kaufen kann.

Die chronische Konsumgüter-Misere, über die erst jüngst auf einer Handelskonferenz in Leipzig lautstark geklagt worden war (SPIEGEL 34/1959), hat im Jubiläumsjahr des Arbeiter- und Bauernstaates ungewöhnliche Publizität erhalten. Walter Ulbricht erfand die inzwischen weidlich strapazierte Parole von den "tausend kleinen Dingen" deren ausreichende Produktion zu einem "Grundproblem im Rahmen der ökonomischen Hauptaufgabe geworden" sei.

Die ökonomische Hauptaufgabe des neuen Siebenjahrplans ist denn auch mit ungewohnter Offenheit auf ein Land zugeschnitten, in dem die tausend kleinen Dinge von der Sicherheitsnadel bis zum Nylonstrumpf längst selbstverständlich sind und - laut Ulbricht - dazu dienen, "die häßliche, brutale Fratze des Imperialismus zu tarnen": auf die Bundesrepublik.

 

 

THÜRINGER DEKAMERON

Der Schliemer

"Hat deu schon mal von hinge geschliemt?" fragt mich Kurti an meiner Weipert Drehbank in meiner ersten Lehrwoche auf der Galerie im Pressenwerk Bad Salzungen. "Nee" antworte ich und bekomme rote Ohren. Das ich noch nicht mal von vorne "geschliemt" habe, sage ich Kurti nicht. Gerade vor einem Jahr sah ich das erste mal wie von der Seite "geschliemt" wurde am Buchensee unter einer Decke, die da in der Hektik der Ereignisse verutscht war. "Ficken" haben wir damals kaum gesagt.

Umgangssprachlich hieß das bei uns vierzehn/fünfzehnjährigen Jungs in Südwestthüringen "Pimpern". Mit dem "schliemen", das konnte ich mir aber gleich denken, was der Kurti da meinte. Schließlich hat er es dann noch nachdrücklich auf hochdeutsch "pimpern" genannt und teilweise detailliert erklärt. Er machte es mit seiner Freundin fast jeden Tag so gegen Abend, wenn er Frühschicht oder Nachtschicht hat, prahlte Kurti - von vorn und von hinten. Am Abendbotstisch zu Hause konnte ich meinen Eltern nicht erklären, was ich im Pressenwerk neues gelernt hatte.

Nach ein paar Wochen nach diesen wichtig gehörten Ereignissen, stellte sich heraus, Kurti hatte seine Adelheid entweder von vorn oder von hinten angeschliemt. Die Adelheid war ein bischen schwanger. Kurti wagte es nicht gleich, seiner Familie dieses Ungemach aufzutischen, daß er Vater wird. Sein Vater würde ihm totschlagen, meinte mir gegenüber Kurti. Kurti bemühte sich nun, alles wieder rückgängig zu machen.

Na, eigentlich bemühte sich erst einmal Adelheid alleine. Adelheid kletterte, wenn ihre Eltern nicht zu Hause waren in Allendorf Nähe der Fitz, auf einen Stuhl und dann kletterte Adelheid auf einen Tisch. Dann sprang sie.....Vom Tisch. Adelheid sprang sehr oft und sehr lange. Es half nichts, all das Gehüpfe. Lediglich im Keller fiel der Lehmputz in dem alten Fachwerkhaus flatschenweise von der Decke. Auch das viele Heulen nützte nichts. Adelheid bekam zu ihren roten Haaren nun noch rote Augen.

Nun versuchte es Kurti mit seiner BK. Die BK 350 war ein schweres Motorrad mit Boxermotor und Kardanwelle, mit der er und Adelheid zu einem Bahngleis hinter der alten Molkerei kurz nach dem Abendzug in Richtung Immelborn fuhr. Dann ging es im zweiten Gang zwischen den Gleisen auf den Schwellen ein paar Kilometer hin und zurück bis die Adelheid nicht mehr sitzen konnte und Bauchschmerzen bekam. Am anderen Tag hatte Adelheid Blutungen und Adelheids Mutter schleppte die Adelheid mit einem feuerroten Hintern und feuerroten Augen zu Doktor Capeller nach Bad Salzungen.

Capeller meinte, Adelheid ist schon im fünftem Monat und sollte bitte nicht mehr Motorrad fahren. Kurtis Vater, der das dann erfuhr schlug Kurti nicht tot, sondern klatschte ihm zwei Ohrfeigen, eine rechts und eine links, so dass Kurti feuerrote Wangen bekam und Kurtis Vater brüllte ein wenig hinter geschlossenen Fensterscheiben nutzlos und sinnlos herum, warum seinem Sohn die Frommser von MONDOS aus Erfurt unbekannt waren. "Deu hat mei das nit verzählt" kommentierte das heulend Kurti.

Dann ging Kurtis Vater und Mutter zu Adelheids Vater und Mutter und Kurtis Vater entschuldigte sich für seinen ältesten Sohn. Dann wurde eine Flasche Doppelkorn für die Männer und eine Flasche Eierlikeur für die beteiligten Frauen beider Familen aus dem Schrank geholt. Eine Stunde später wurde der Hochzeitstermin auf Tag und Stunde festgelegt.

Tags darauf stand Kurti wieder neben mir neben der Weipert Drehmaschine. "Ich mud frei" sagte Kurti mit roten Ohren. Das heißt auf hochdeutsch "Ich muß heiraten". "Der Polterabend ist in 8 Wochen". Zum Polterabend konnte die Adelheid kaum noch sitzen und war wohl die dickste Braut, die das Dorf je gesehen hatte.

Es war ein schönes Bild, wie der dicke Pfarrer und die dicke Adelheid sich gegenüber standen und die Adelheid ohne rote Augen "ja" sagte. Kurti sagte mit roten Ohren auch "ja" und Kurtis Vater knirschte mit den Zähnen, weil ihm noch kurz vor der Trauungszeremonie ein schadenfroher Nachbar die Eisenbahnfuhren seines Sohnes vertratschte.

Inzwischen sind viele viele Jahre ins Land gegangen und viel Wasser ist die Werra hinunter geflossen. Neben der Werra verläuft ein manchmal ausgeleiertes Bahngleis. Und wie der Zufall so spielt, sitzt in der Diesellock eines der Züge, die noch täglich an der Werra zwischen Eisenach und Meiningen entlang rumpeln, ein Lokomotivführer, dem die böse Strecke nicht viel ausmacht. Der Lokomotivführer heißt Kurt, genauso wie sein Vater.

© 2013 Richard Hebstreit

BK Infos.....
Die BK 350 (Kurzbezeichnung für „Boxer-Kardan“ und 350 cm³ Hubraum) ist ein Motorradmodell der VEB Motorradwerke Zschopau (MZ), das von 1952 bis 1959 produziert wurde – anfangs noch unter der Bezeichnung „IFA BK 350“. Der Öffentlichkeit wurde die BK 350 erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1951 als „DKW-Zweizylindermaschine“ präsentiert. Der Serienstart verzögerte sich jedoch bis Ende 1952. Wegen ihrer besonderen Konstruktion wurde die BK 350 international mit großem Interesse erwartet. Die BK 350 war die erste neue Konstruktion des ehemaligen DKW-Werkes nach dem Kriegsende und lief zu Anfang noch unter dem Namen des nun staatlichen DDR-Fahrzeugbauverbandes IFA vom Band.(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/MZ_BK_350)