Friedliche Übergabe unserer Orte im April 1945
Auszug aus den Erinnerungen der Leiterin der Schweinaer
Gewerbeschule Frau Schmidt-Sponagel - der vollständige Artikel liegt den Heimatfreunden vor
Die Besetzung Thüringens erfolgte in den ersten Aprilwochen 1945 durch die 3. US-Armee unter dem Befehl von George S. Patton. Am Mittwoch, dem 04.04.1945 nachmittags
gegen 16.30 Uhr zogen amerikanische Truppen in Barchfeld ein.
Gegen 17.00 Uhr schickte der Liebensteiner Bürgermeister Heinrichs den neutralen Vertreter der Schweiz, Herrn Albert Briel, der Besitzer der Hotels „Bernhard“ und
„Olga“ war, zu der Englischlehrerin, Frau Direktor Schmidt-Sponagel, um mit ihr als Dolmetscherin den bei Barchfeld liegenden amerikanischen Truppen entgegenzugehen und um die kampflose Einnahme
von Bad Liebenstein zu bitten. Bad Liebenstein war Lazarettstadt und neben den zirka 2000 verwundeten Soldaten hielten sich in gleicher Anzahl Personen vieler ausgebombter deutscher Städte sowie
Evakuierte und die zirka 2000 Einwohner im Ortsgebiet auf.
Bürgermeister Heinrichs, Frau Schmidt-Sponagel, Albert Briel und zwei Sanitätsoffiziere – Oberfeldarzt Dr. Hollesen und Prof. Dr. Dormanns – machten sich umgehend
auf den Weg nach Marienthal. Zwischen Marienthal und dem Gasthaus „Auerhahn“ wurde die Gruppe beschossen. Sie suchte deshalb vorübergehend in einem Keller der Firma R. & O. Lux Schutz. Am
Gasthof „Auerhahn“ begegneten sie dann dem Fabrikanten Mittelbach, der im Auftrag der Gemeinden Schweina und Steinbach ebenfalls um Schonung bitten wollte und sich der Gruppe
anschloss.
Eingangs Barchfeld stießen sie auf zirka 30 amerikanische Soldaten und Frau Sponagel schilderte das Anliegen. Nach weiteren Vorgesprächen wurde die Delegation
schließlich gegen 21.00 Uhr zum Barchfelder Schloss gebracht. In der Wohnung von Herrn Börner-Sachs sollten die Verhandlungen stattfinden. Nachdem die aufwendigen Gespräche zu Barchfeld und
Immelborn beendet waren, wurde Frau Schmidt-Sponagel gegen 23.00 Uhr in den Besprechungs-Raum geführt. An einem großen runden Tisch saßen drei Herren, ein Oberst und zwei Majore, während in der
Ecke zwei junge Offiziere standen. Frau Sponagel nahm am Tisch Platz und bat darum, die beiden deutschen Sanitätsoffiziere, Bürgermeister Heinrichs sowie Herrn Mittelbach hinzuzuziehen. Das
wurde genehmigt. Vermutlich musste Albert Briel als Schweizer Staatsbürger diesem Gespräch fernbleiben.
Frau Schmidt-Sponagel hatte durch Bürgermeister Heinrichs freie Hand zur Gesprächsführung bekommen. Ziel war, dass Bad Liebenstein entsprechend der Genfer
Konvention zur Lazarettstadt erklärt werden sollte. In ihren umfangreichen Ausführungen ging sie auf den Badeort mit der zweitstärksten Stahlquelle Deutschlands ein. Es erholen sich Menschen des
In- und Auslandes in der Region. Die weltberühmte Augenheilanstalt würde vielen Amerikanern, Engländern, Franzosen, Indern und Deutschen das Augenlicht erhalten.
Sie erwähnte ausführlich Bonifazius, Luther und Fröbel, die in historischem Bezug zur Region stünden.
Auch Bairoda, Schweina und Steinbach sollten von Kriegshandlungen verschont bleiben.
So stimmte gegen 2 Uhr Nachts die Friedensdelegation der Amerikaner zu, alle vier Orte zu verschonen.
Sie bestätigten: Wäre die Abordnung nicht nach Barchfeld gekommen, wären die vier Orte durch schwere Artillerie und Flugzeuge in Schutt und Asche gelegt worden. Als
Geisel für Bad Liebenstein sollte Frau Schmidt-Sponagel gelten, Bürgermeister Heinrichs für Bairoda und Herr Mittelbach für Schweina und Steinbach.
Weitere Bedingung waren 6 Punkte: Weiße Flaggen auf allen Gebäuden, Straßen frei und Fenster geschlossen, Ausgehverbot zwischen 07 und 17 Uhr, Waffen abliefern,
Fotos und Ferngläser abgeben und Meldepflicht für alle Soldaten.
Heinrichs und Mittelbach sollten umgehend Maßnahmen einleiten, die zur friedlichen Übergabe notwendig seien und sich dann als Geisel bereithalten. Die
Sanitätsoffiziere durften nach Liebenstein zurückkehren und sich um die Betreuung der Verwundeten kümmern.
Eine Änderung der amerikanischen Auffassung wurde dann nach einer kurzen Besprechung mitgeteilt: „ Wir danken den ehrlichen und wahr gemeinten Worten von Frau
Schmidt-Sponagel. Aus diesem Grunde verzichten wir auf Geiseln. Sie wäre die erste Dame gewesen, die seit der Landung an der Normandie eine Übergabe-Ver-handlung führt und wir danken ihr
herzlich. Sie dürfen jetzt alle geschlossen nach Hause gehen. Frau Sponagel wurde noch gebeten, ob sie zukünftig als Dolmetscherin zwischen den Gemeinden und der Besatzungsmacht tätig sein
wolle.“
Gegen 3 Uhr nachts in Liebenstein angekommen, wurden noch alle Maßnahmen zum friedlichen Einmarsch der Amerikaner getroffen, der sich dann um 7.30 Uhr vollzog.
Insbesondere mussten Vorkehrungen getroffen werden, dass aus den umliegenden Wäldern keinerlei Angriffsaktionen erfolgen konnten - sicherlich eine schwierige Situation.
Frau Schmidt-Sponagel dolmetschte bis zum Abzug der Amerikaner am 06.Juli. Anerkennend über die Bevölkerung der vier Orte sprach sich besonders der letzte
Kommandant, Captain Smith, aus.
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Frau Schmidt- Sponagel war Leiterin der Gewerbeschule Schweina. Sie war
früher als Gouvernante beim Königshaus in London beschäftigt und konnte dolmetschen und offensichtlich als ehemalige Gouvernante auch perfekt die Verhandlungen führen, als am
04.04.1945 die kampflose Übergabe der Oberlandgemeinden an die Amerikaner erfolgte.
Übrigens stand sie 1925 mit hervorragenden Persönlichkeiten und Fürstlichkeiten des In- und Auslandes wegen der Errichtung eines Fröbelhauses in Bad
Liebenstein in Kontakt. Die von ihr unterstützte Spendenaktion zum Vorhaben des Fröbelhauses führte zu Beträgen in der Einwohnerschaft Liebensteins und Schweinas von mehreren Tausend Mark
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Friedrich Heinrichs; ( 01.04.1919 – 01.04.1925) 1. Amtszeit
Friedrich Heinrichs; (01.01.1932 – 10.07.1945) 2. Amtszeit