Jürgen Wisner

Ursprünglich wollte er Goldschmied oder Maler oder Grafiker werden - auf jeden Fall sollte es ein kreativer Beruf sein.
1948 in Bad Liebenstein geboren, absolvierte Jürgen Wisner die POS Rudolf Schwarz im Ort und erlangte sein Abitur über die Volkshochschule in Bad Salzungen. Zuvor erlernte er bei der Firma Döring in Bad Salzungen Büromaschinenmechaniker.  Nach seinem Grundwehrdienst arbeitete er beim Vater, der Emaille-Schmuck und Kupfertreibarbeiten fertigte. 1973 hat Jürgen die väterliche Werkstatt übernommen und bis 1981 weitergeführt.
An der Hochschule für Kunst und Design in Halle studierte er von 1981 bis 1986 und erhielt sein Diplom als Metall- und Emailgestalter, wobei er aber vordergründig Metallplastiken schuf. Zwei Jahre, bis 1990, betreute er an der Hochschule mit Lehrauftrag Studenten des ersten und zweiten Studienjahres.
Die innerhalb seines 5-jährigen Grundstudiums erhaltene Grafikausbildung ist für sein Werbeunternehmen CAR ART (1989 gegründet), das er seit 1992 mit seiner Partnerin Dipl.-Grafikerin Petra Estel betreibt,  von enormer Bedeutung.
Jürgen Wisner sieht seine künstlerischen Arbeiten in Metall so: " Ich mache keine leichten Sachen..., arbeite konstruktiv und frei plastisch - Installation und Metallfaltung besonders. Ich hatte niemals das Gefühl, dass ich in meiner künstlerischen Absicht eingeschränkt wurde."
Oft stellt er die Wurzeln der menschlichen Entwicklung dar ! In seiner Diplomarbeit "Halle" oder in einer Metalltreibarbeit "Urteil des Paris" kam dies perfekt zum Ausdruck. Materialien dazu waren ausrangierte Radiatoren.
Jürgen Wisner ist parteilos, er sympathisiert mit dem Bündnis 90/Die Grünen !
Er gehört dem VBK Thüringen an, ebenso dem Bund Bildender Künstler und der Vereinigung des freien Kunsthandwerks "Kunst und Form " e.V. Berlin.
Ein anderes künstlerisches Engagement gehört  seit 1962 dem Amateurfilm in den Richtungen Dokumentar, Animations- und Experimentalfilm.
Von 1966 bis 1972 hat er sich über das künstlerische Volksschaffen ausgebildet, beginnend im Studio des Wälzkörperwerkes bis hin nach Babelsberg.
Von 1970 an wurde auf seine und seines Vaters Initiative hin das Amateurfilmfestival "Oberhofer  Schneekristall" organisiert, das bis 1988 lief.
Kurz nach der Wende hat Jürgen das Festival nach Bad Liebenstein geholt.
Aus Elke Langes Buch: Skizzen und Portraits aus dem Liebensteiner Oberland

BDFA_report_EhrungJuergenWisner.pdf
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In Bad Liebenstein anwesende Gold- und Silbermedaillen-Gewinner der DOKU.2013,
mit dabei - Jürgen Wisner in roter Weste !

Rückblick auf das BFF “Dokumentarfilm” 2013 in Bad Liebenstein

Menschen und ihre Geschichten, Porträts und Zeitgeschichte stehen im Fokus des BDFA Bundesfilmfestivals Dokumentarfilm, für das Bad Liebenstein zum 7. Mal ein herzlicher Gastgeber war. Vom 19. bis 21. April flimmerte im Kulturhotel Kaiserhof des südthüringischen Kurortes wieder ein cineastisches Mammutprogramm über die Leinwand. Die 50 Dokus hatten eine Nettolaufzeit von 12,5 Stunden.

Zur Eröffnung nahm der neue Bürgermeister des Heilbades, Dr. Michael Brodführer, Bezug auf seine Nähe zum Film durch die frühere Tätigkeit im Medienrecht an der TU Ilmenau, zeigte sich erfreut über die thematische Vielfalt und die Möglichkeit der kritischen Auseinandersetzung um Inhalte, Formen und Umsetzung. Verbunden mit dem Dank an alle Organisatoren und explizit das Engagement Jürgen Wisners, wolle er gern dazu beitragen, die liebreizende Kurstadt als Festivalstandort zu stärken. Kulturelles Lokalkolorit bot der Amateurtheaterverein „Steinbacher Strolche“ mit einer Szene des jüngsten Märchenstückes. Parallelen zur BDFA-Altersstruktur und zur DOKU sorgten für lockere Atmosphäre bei den Zuschauern aus nah und fern, von Köln bis Passau, von der Alster bis zum Bodensee. Mit zehn jungen Akteuren revanchierte sich die seit Jahren die Region begeisternde Laientheatergruppe für eine Videoaufzeichnung.

Die Zeit überschaubarer Speichermedien und Formate scheint endgültig vorbei zu sein, bemerkte Ausrichter Jürgen Wisner auf launige Art. „Zur DOKU erreichten uns Filme in 10 unterschiedlichen Formaten auf allen möglichen Datenträgern! Um eine harmonische Projektion zu gewährleisten, haben wir erstmals alle Filme, außer HDV-Bänder, vom Rechner eingespielt. Eine BluRay machte uns aber das Leben schwer, im Casablanca erstellt, erkannte kein Rechner die Daten, und das direkte Einspielen von fünf Disc endete jedes Mal, als der bewusste Kalender der Mayas im Bild erschien…!“

So vielfältig wie das Leben zeigten sich die 50 Wettbewerbsfilme. Sie dokumentierten altes Handwerk, Bergung und Abwracken von Schiffen, Zimtherstellung und vieles mehr. Das Spektrum drehte sich um soziales Engagement, Betrachtungen zu Kunst, Religion, Industrie, fremde Kulturen. Wie kein anderes Genre steht Dokumentarfilm für die kritische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen. Einige Filmemacher befassen sich mit dem Irrsinn des Krieges, grausamen Taten deutscher Geschichte, auch mit aktuellem Bezug zu Rechtsextremismus.

Die keinesfalls leichte Aufgabe, aus vielen guten die stärksten Filme zu ermitteln, hatte die von Eva Schulmeyer geleitete und Dieter Volk moderierte Jury mit Dr. Helmut Ludwig (Leiter der Auswahl), Prof. Dr. Fritz Dannenmann und Rainer Götz Jentzsch. In kritischen wie auch kontroversen Diskussionen besprachen die Juroren jeden Film angemessen und auch unterhaltsam, abends in lockerer Clubatmosphäre des Hotels Herzog Georg. Hier konnte auch das Publikum mitdiskutieren. Die gegebene Konstellation mit nur 5 Juroren ist gut gemeistert worden, bei der Preisabstimmung auch dank Unterstützung von Uwe Germar als Juryreferent.

Die Jury vergab 20mal Bronze und 16mal Silber. Die Bestbewertung der drei Gold-Medaillen errang “Wettlauf um Afrika“. Peter Schwalm, Hamburger Filmwerkstatt, beantwortet die Frage, wie das Deutsche Reich seinerzeit zur Kolonie Deutsch Südwestafrika kam und führt spannend durch politische Zusammenhänge, fundierte Recherche, gelungenes Sounddesign. Ebenso überzeugend „Neandertaler – sind wir wirklich verwandt?“ von Dorothee Witsch und Frank Werle, Futura Film Club Düsseldorf, glaubwürdig und filmisch perspektivreich. Beeindruckend auch „Mensch, Kuba“. Lebendig, hintergründig zeigt Michael Preis vom Filmklub Dortmund die Ambivalenz des Lebens zwischen Stolz und Verbitterung, berührende Geschichten, starke Bilder, gefeilter Kommentar. Zu den DAFF ausgewählt wurde zusätzlich die feuilletonistische Miniatur „Bauchpiercing für Mecklenburg“ von Eberhard Albinsky aus Waren, originell in der Idee und witzig im Kommentar.

Bemerkenswert zeigte sich auch das Porträt einer Jägerin „Frauen jagen anders“. Vera Greif aus München überzeugt durch Emotionalität, Nähe, spannende Kamera, überlappende Montage. Das Schicksal eines Blinden schildert Günter Köhler aus Radolfzell sehr einfühlsam in „Es ist wie es ist“. Fesselnd und berührend zugleich das lebhafte Zeitzeugenporträt “U 433 – Ein Überlebender erzählt“, in dem Michael Jahn aus Suhl Kriegserlebnisse seines Großvaters als einen der letzten U-Boot Fahrer des 2. Weltkriegs mit historischem Archivmaterial mischt. Polarisierend war der äußerst wirkungsvolle Essayfilm „Nr. 16670 und der fruchtbare Leib“, gestaltet von Peter Skodawessely, mutig im Bekenntnis zur Menschlichkeit und hoch aktuell. Lebendig dokumentiert Lutz Uhle aus Hermsdorf seine Hommage an Motorsport im Holzland. Mitreißend transportiert „K – WIE K-WAGEN“ viel Heimat und Identität. Manch unspektakuläre Miniatur kam nicht nur sympathisch rüber wie „Selbstgedreht“ oder „Der Bäcker“, leisten sie doch auch einen Beitrag für das kulturelle Gedächtnis.

Nicht alle Autoren verstanden es so vorzüglich, Zuschauer in den Bann zu ziehen. Was braucht ein guter Dokumentarfilm? Berührende Themen, packende Bilder, ehrliche Protagonisten, gute Erzähler, ansprechende Komposition.

Obwohl Beurteilungen immer subjektiv sind, nahmen Juroren auch allgemeingültige Aussagen in den Fokus ihrer Betrachtungen: Erzählstruktur, Einstieg, Kommentar. Wer beispielsweise auf Profisprecher vertraut, laufe Gefahr, dass seine Filme durch gleichförmigen Sprachduktus unemotional, steril werden. Selbst vor verdienstvollen Themen solle man sich hüten, wenn filmisch „grottenschlecht“ umgesetzt. Die Diskussion über Qualität auf Bundesebene war erneut entfacht. Das Manko etlicher Filme: oberflächlich, unfilmisch, langweilig. Die qualifizierte Mehrheit der Jurystimmen jedenfalls hätte keine inflationäre Medaillenflut ergeben.

Juror Rainer Götz Jentzsch brach eine Lanze für den Amateurfilmer, er solle sich der  Freiheit bewusst sein und seine Chance als Autorenfilmer nutzen, sich in unserer gesellschaftlichen Realität zu positionieren. Manch nicht kategorienkonformer Film hätte auf FantEx bzw. Report mehr Chancen gehabt. Auswahlgremien der Länder sollten mit Fingerspitzengefühl entscheiden.

Das Ausrichterteam hat sich alle Mühe gegeben, Autoren und Gästen den Aufenthalt im freundlich kaiserlichen Ambiente des historischen Kurviertels so angenehm wie möglich zu machen. Die Projektion stellte FILMthuer e.V. sicher, unterstützt von Lutz Schulmeyer (Ludwigsburg), für den guten Ton sorgte Musikservice Kai Ziegler, für die Filmansage Petra Estel. Die DOKU hätte freilich mehr Publikum verdient gehabt. Parallel ausgetragene Festivals sind nicht gerade förderlich.

Jürgen Wisner erinnerte, dass mit der DOKU.2013 zum 20. Mal ein Filmfestival des BDFA in Bad Liebenstein stattfand, begonnen 1991 mit den 1. Bad Liebensteiner Film & Videotagen, 1999 die DAFF. Für jahrelange finanzielle Förderung dankte der 1. Landesvorsitzende vor allem der Thüringer Staatskanzlei, dem Wartburgkreis, der Wartburg Sparkasse sowie vielen örtlichen Sponsoren. Wenn 2014 zur DOKU wieder nach Thüringen eingeladen wird, dann bereits zum 10. Mal.

Hans-Werner Kreidner