Hotelier Albert Briel
Albert Briel wurde am 20. Januar 1898 in lverdon, in der französisch - sprechenden Schweiz,
geboren. Er war zeitlebens Schweizer Staatsbürger, was ihm vor allem nach der Hitlerzeit, im Zuge der Enteignung des Privatbesitzes zugute kam. 1920 hatten nämlich seine Eltern die Häuser “Olga“,
“Bernhard“ und “Edelweiß“ von den vorherigen Besitzern aufgekauft.
Albert Briel hat alle Berufe, die mit dem Hotelfach in Verbindung standen, erlernt. Er war Koch, Servierer, arbeitete im Büro und im Empfang, besuchte die Hotelfachschule. In der Schweiz war er
in Lausanne im “Hotel de France“ tätig. In 99 Jahren Lebenszeit hatte Herr Briel die Schweiz, das Deutsche Kaiserreich, die Weimarer Republik, Hitlerdeutschland und dann die DDR und
natürlich die BRD kennengelernt.
Eine ganz besondere Bedeutung hatten aber für ihn und für die Bevölkerung von Bad Liebenstein die letzten Wochen zum Ende des II. Weltkrieges. Am 4. April 1945 bekam Herr Briel einen Anruf vom
damaligen Bürgermeister, in dem er ihn bat, mit der Englischlehrerin, Frau Schmidt-Spohnagel, den bei Barchfeld liegenden amerikanischen Truppen entgegenzugehen, um die kampflose Einnahme von Bad
Liebenstein zu erwirken. Mit der weißen Fahne in der Hand sind sie nach Barchfeld gelaufen und haben den Amerikanern die Mitteilung überbracht, dass Bad Liebenstein ein Kurort sei, keine
Nazitruppen mehr im Ort wären, die Stadt also ungefährdet kampflos eingenommen werden könne. Etwa 5 Meter vor den amerikanischen Truppen geleiteten Herr Briel und die Englischlehrerin wiederum
mit der weißen Fahne die Besetzer zur Kapitulation in den Ort. Diesem mutigen Auftreten verdanken die Bürger von Bad Liebenstein, dass die Stadt von Kampfhandlungen verschont blieb und vor allem
die Kureinrichtungen unversehrt geblieben waren.
Aus diesem Grund ernannte die Stadt Bad Liebenstein Herrn Albert Briel zu ihrem Ehrenbürger. Den interessanten Akzent seiner französischen Muttersprache hört man Herrn Briel immer noch an,
Deutsch und Englisch hat er als Fremdsprachen erlernt. Nach dem Tode seiner zweiten Frau lebte Albert Briel mit seiner Partnerin, Thea Husmann geb. Luther, zusammen. Eigentlich kannten sich die
beiden von Kindheit an, später liefen ihre Wege auseinander und jetzt, im hohen Alter haben sie erneut zueinander gefunden. Albert Briel ist sehr dankbar gewesen, dass er den Lebensabend nicht
alleine verbringen musste. Und Frau Husmann hatte einen sehr aufmerksamen, charmanten Freund an ihrer Seite, mit dem sie täglich wanderte, wenn es das Wetter erlaubte. Bis in seine 9Oer
Jahre fuhr er noch Auto und spielte Tennis.
Aus: Skizzen und Portäts vom Liebensteiner Oberland
Albert Briel (* 20.01.1898 Iverdon, Schweiz , + 12.12.1997 Bad Liebenstein) war Schweizer Staatsbürger. Seit 1920 lebte er als Hotelier in
Bad Liebenstein.
Er beteiligte sich aktiv an der Übergabe von Bad Liebenstein, Schweina und Steinbach im Jahre 1945 an die Amerikaner und dadurch wurden die Orte von
kriegerischen Auswirkungen verschont.
Aus Dankbarkeit verlieh Ihm die Stadt am 12.08.1991 die Ehrenbürgerschaft.
Albert verabschiedet seine weiblichen Gäste mit Handkuss .....
Die Besetzung Thüringens erfolgte in den ersten Aprilwochen 1945 durch die 3. US-Armee unter dem Befehl von George S. Patton. Am Mittwoch, dem 04.05.1945 nachmittags
gegen 16.30 Uhr zogen amerikanische Truppen in Barchfeld ein.
Gegen 17.00 Uhr schickte der Liebensteiner Bürgermeister Heinrichs den neutralen Vertreter der Schweiz, Herrn Albert Briel, der Besitzer der Hotels „Bernhard“ und
„Olga“ war, zu der Englischlehrerin, Frau Direktor Schmidt-Sponagel, um mit ihr als Dolmetscherin den bei Barchfeld liegenden amerikanischen Truppen entgegenzugehen und um die kampflose Einnahme
von Bad Liebenstein zu bitten. Bad Liebenstein war Lazarettstadt und neben den zirka 2000 verwundeten Soldaten hielten sich in gleicher Anzahl Personen vieler ausgebombter deutscher Städte sowie
Evakuierte und die zirka 2000 Einwohner im Ortsgebiet auf.
Bürgermeister Heinrichs, Frau Schmidt-Sponagel, Albert Briel und zwei Sanitätsoffiziere – Oberfeldarzt Dr. Hollesen und Prof. Dr. Dormanns – machten sich schnellen
Schrittes auf den Weg nach Marienthal. Zwischen Marienthal und dem Gasthaus „Auerhahn“ wurde die Gruppe beschossen. Sie suchte deshalb vorübergehend in einem Keller der Firma R. & O. Lux
Schutz. Am Gasthof „Auerhahn“ begegneten sie dem Fabrikanten Mittelbach, der im Auftrag der Gemeinden Schweina und Steinbach ebenfalls um Schonung bitten wollte und sich der Gruppe
anschloss.
Eingangs Barchfeld stießen sie auf zirka 30 amerikanische Soldaten und Frau Sponagel schilderte das Anliegen. Nach
weiteren Vorgesprächen wurde die Delegation schließlich gegen 21.00 Uhr zum Barchfelder Schloss gebracht. In der Wohnung von Herrn Börner-Sachs sollten die Verhandlungen stattfinden. Nachdem die
aufwendigen Gespräche zu Barchfeld und Immelborn beendet waren, wurde Frau Schmidt-Sponagel gegen 23.00 Uhr in den Besprechungs-Raum geführt. An einem großen runden Tisch saßen drei Herren, ein
Oberst und zwei Majore, während in der Ecke zwei junge Offiziere standen. Frau Sponagel nahm am Tisch Platz und bat darum, die beiden deutschen
Sanitätsoffiziere, Bürgermeister Heinrichs sowie Herrn Mittelbach hinzuzuziehen. Das wurde genehmigt. Vermutlich musste Albert Briel als Schweizer Staatsbürger diesem Gespräch
fernbleiben.
Frau Schmidt-Sponagel hatte durch Bürgermeister Heinrichs freie Hand zur Gesprächsführung bekommen. Ziel war, dass Bad
Liebenstein entsprechend der Genfer Konvention zur Lazarettstadt erklärt werden sollte. In ihren umfangreichen Ausführungen ging sie auf den Badeort mit der zweitstärksten Stahlquelle
Deutschlands ein. Es erholen sich Menschen des In- und Auslandes in der Region. Die weltberühmte Augenheilanstalt würde vielen Amerikanern, Engländern, Franzosen, Indern und Deutschen das
Augenlicht erhalten.
Sie erwähnte ausführlich Bonifazius, Luther und Fröbel, die in historischem Bezug zur Region stünden.
Auch Bairoda, Schweina und Steinbach sollten von Kriegshandlungen verschont bleiben.
So stimmte gegen 2 Uhr Nachts die Friedensdelegation der Amerikaner zu, alle vier Orte zu verschonen.
Sie bestätigten: Wäre die Abordnung nicht nach Barchfeld gekommen, wären die vier Orte durch schwere Artillerie und Flugzeuge in Schutt und Asche gelegt worden. Als
Geisel für Bad Liebenstein sollte Frau Schmidt-Sponagel gelten, Bürgermeister Heinrichs für Bairoda und Herr Mittelbach für Schweina und Steinbach.
Weitere Bedingung waren 6 Punkte: Weiße Flaggen auf allen Gebäuden, Straßen frei und Fenster geschlossen, Ausgehverbot zwischen 07 und 17 Uhr, Waffen abliefern,
Fotos und Ferngläser abgeben und Meldepflicht für alle Soldaten.
Heinrichs und Mittelbach sollten umgehend Maßnahmen einleiten, die zur friedlichen Übergabe notwendig seien und sich dann als Geisel bereithalten. Die
Sanitätsoffiziere durften nach Liebenstein zurückkehren und sich um die Betreuung der Verwundeten kümmern.
Eine Änderung der amerikanischen Auffassung wurde dann nach einer kurzen Besprechung mitgeteilt: „ Wir danken den ehrlichen und wahr gemeinten Worten von Frau
Schmidt-Sponagel. Aus diesem Grunde verzichten wir auf Geiseln. Sie wäre die erste Dame gewesen, die seit der Landung an der Normandie eine Übergabe-Ver-handlung führt und wir danken ihr
herzlich. Sie dürfen jetzt alle geschlossen nach Hause gehen. Frau Sponagel wurde noch gebeten, ob sie zukünftig als Dolmetscherin zwischen den Gemeinden und der Besatzungsmacht tätig sein
wolle.“
Gegen 3 Uhr nachts in Liebenstein angekommen, wurden noch alle Maßnahmen zum friedlichen Einmarsch der Amerikaner
getroffen, der sich dann um 7.30 Uhr vollzog.
Frau Schmidt-Sponagel dolmetschte bis zum Abzug der Amerikaner am 06.Juli. Anerkennend über die Bevölkerung der vier Orte sprach sich besonders der letzte
Kommandant, Captain Smith, aus.