Ehemalige Bürgermeisterin Irmgard Schäfer
Bürgermeisterin über 23 Jahre
Ich hatte hier im Ort immer einen ziemlich großen Personenkreis, durch den sehr viel
geleistet wurde. Dabei bedurfte es keiner zusätzlichen Aufforderung, dass etwas getan werden müsse. Sie haben alle auf ihren Interessengebieten gearbeitet und dadurch viel geschaffen. Irmgard
Schäfer erinnerte sich gern an die gute Zusammenarbeit zwischen ihr als Bürgermeisterin von Bad Liebenstein und den etwa 4000 Einwohnern ihres Verwaltungsbereiches. Ständige Verbindungen
bestanden zu den Kureinrichtungen, dem Gesundheitswesen, Betrieben, Handelsorganisationen, Kulturschaffenden, Gaststätten und anderen. Eine enge Zusammenarbeit gab es mit allen Parteien und
Massenorganisationen.
Immer einsatzbereit für Umweltbelange, Ortschronik und Jugendarbeit zeigte sich der Kulturbund. Was für ein Kleinod ist unter anderem im Stillen Tal für die Angler mit der Anlage der drei Teiche
entstanden! Mit dem Vorstand der evangelischen Kirche führte Frau Schäfer jährlich ein Rundtischgespräch zu Fragen der Friedenserhaltung und kommunalen Problemen durch. Auch mit den Vertretern
der katholischen Kirche des Ortes gab es regen Gedankenaustausch. Ihre Vielseitigkeit in der Arbeit mit “ihren Bürgern“ war sicherlich auch der Grund dafür, daß Irmgard Schäfer über 23 Jahre
hinweg als Bürgermeisterin wirken konnte.
1928 wurde sie in Eisenach geboren, absolvierte nach der Grundschule die Handelsschule in Eisenach und begann eine Arbeit als Schulsekretärin. Nach Schulamtstätigkeit kam Frau Schäfer schließlich
von 1945 bis 1950 in der Stadtverwaltung von Eisenach zum Einsatz. Kurze Zeit weilte sie dann in Weimar und Erfurt und wurde nach der Verwaltungsreform 1952, bedingt durch ihre Heirat, beim Rat
des Kreises in Bad Salzungen eingestellt. Viele Jahre arbeitete sie dort im Bereich Finanzen.
Ihre Töchter waren erst fünf und neun Jahre alt, als 1962 nach langer schwerer Krankheit der Ehemann von Irmgard Schäfer verstarb. Obwohl sich die Kinder in den Jahren danach um viele Dinge
alleine kümmern mußten, haben beide ihren Weg gefunden und Diplomabschlüsse erreicht. Auf Anraten des Vorsitzenden des Rates des Kreises, dem ein Bürgermeister übrigens rechenschaftspflichtig
war, stellte sich Irmgard Schäfer 1965 der Wahl als Bürgermeister in Bad Liebenstein, dem “Staatlich anerkannten Kurort“. Irmgard Schäfer war seit 1946 Mitglied der SED und Abgeordnete für ihre
Partei. 1991 hatte sie ihren Austritt aus der PDS erklärt. Bei ihrem Ausscheiden aus dem Staatsapparat nach längerer schwerer Krankheit in den Status der Altersrentnerin wurde
Irmgard Schäfer 1988 für ihre langjährigen Verdienste um die Belange der Stadt das Ehrenbürgerrecht zuerkannt.
Aus: Skizzen und Porträts im Liebensteiner Oberland von Elke Lange