Kolonialwaren Heinz Claus, genannt Clause Heini
Brigitte Huhn, geb. Claus ( * 20.03.1953 ) erinnert sich
an erstaunlich viele Fakten zum Kolonialwaren-Laden in der Rohstraße :
" - der Laden wurde vor meinem Vater geführt von Karl Claus (siehe Foto
weiter unten).
Dieser handelte mit Gemüse und belieferte Kureinrichtungen, z.
B. Bernhard, Olga (Briel) usw. Das Gemüse wurde in Großen-
gottern geholt und dann ausgefahren
- Vor Übernahme des Geschäftes war Heinz Claus
Gaststättenleiter im Hotel „Zum Löwen“ http://heimatfreun debali.jimdo.com/heimatgeschichte/gaststätten/goldener-löwe/
bis 1958. Nach dem Tod der Schwester Auguste von Karl Claus
zogen wir wieder in die Rohstraße und mein Vater arbeitete im
Wälzkörper in der Kantine
- Heinz übernahm den Laden 1963 als Kommissionshändler der
HO, d.h. die HO bezahlte die Rechungen und Heinz Claus bekam
auf die verkauften Artikel eine Provision.
Ganz privat durfte er den Laden nicht weiterführen.
Die Fahrten nach Großengottern unternahm er auch .
- Erinnerungen: Preise in Mark/Pfennige der DDR
( http://de.wikipedia.org/wiki/Mark_(DDR))
- Anfangs wurde Zucker in Jutesäcken geliefert und musste Kilo
für Kilo abgewogen werden — ein
Kilo kostete 1,55 M
- Mehl kostete 1,40 M
- Eier kamen auch prinzipiell in großen Kisten auf Paletten und
mussten durch uns in 5er oder 10er Tüten gepackt werden
(damit der Verkauf schneller ging)
Größe 1
kostete 39 Pfennige, 2= 34 Pfennige und die kleinen
kosteten 29 Pfennige,
Wir bekamen auch Butter von unseren Freunden aus der
Sowjetunion in großen Blöcken, die wir dann zu je 250 gr
abwiegen mussten
- Im Laden gab es keinen Kühlschrank, Margarine, Butter und co.
lagen im Keller auf dem Beton und mussten am Tag mehrmals
hochgeholt werden
- Nicht im Sortiment hatte Papa Quark, Milch und Fisch
- Folgende Kaffesorten gab es:
Mona 10,00 M je 125 gr. (ein viertel Pfund)
Rondo 8,75 M
Kosta 7,50 M (der wurde später aus dem Sortiment
genommen)
und dann gabs noch „Erichs Rache“ - den Kaffe-Mix,
der unverkäuflich war zu 4,00 M
- Knapp waren immermal ein paar Artikel:
Butter musste zugeteilt werden nach Haushaltsgröße,
Kaffeesahne bekam man nur, wenn man Kaffee kaufte
- Auf Obst und Gemüse legte Vater großen Wert und behandelte
es sorgsam, Saure Gurken und Sauerkraut wurden direkt in
Eichenfässern aus Großengottern geholt
- Einlegegurken waren auch nicht so viele zu bekommen, wie die
Kunden brauchten.
Nach einer guten Ernte wurden dann die letzten Gurken, die
meist etwas größer ausfielen, geschrubbt, in größeren Stücken
zu Gewürzgurken verarbeitet und dann verkauft, die waren der
Renner!
- Bananen und Apfelsinen (kubanische meist) gab es nur um die
Weihnachtszeit, wenn überhaupt und wurden den Kunden vom
Papa nach Familiengröße zugeteilt, damit jeder was bekam
- Schnaps gabs auch in kleineren Fläschchen zu 500 ml und
Taschenrutscher
- Schokolade: die kleinen Zetti-Täfelchen kosteten 39 Pfennige,
später gab es dann etwas größere mit Pittiplatsch und
Schnatterinchen drauf zu 70 Pfennig .
- Normale Tafeln Schokolade kosteten 2,80 M
- Mayonnaise gab's auch nicht immer und so kann ich mich
erinnern, dass eine Kundin ganz entsetzt meinen Vater fragte:
„Was mach ich denn nun? “ Da hat Heinz Claus 'ne Flasche Öl,
Eier und Senf sowie eine Schüssel und einen Schneebesen aus
der Küche geholt und im Laden Majo geschlagen
- Zigaretten wurden auch einzeln verkauft, vor allem an die
Oberschüler
- Kondome wurden als Pressefestlose verkauft, 50 Pfennige das
Stück der Marke Kästner. In besonderen Fällen wurden auch
Sonntag Abend "Pressefestlose" an stark bedürftige Kundschaft
abgegeben.
- Faßbrause ( Waldmeister, Himbeere) 0,33 l- 21 Pfennige
- Cola,
Orange
0,33 l - 35 Pfennige
- Bier
Hell 0,33
l - 48 Pfennige
- Bier
Pilsner
0,33 l - 61 Pfennige
- als Packpapier dienten Ausschußtüten vom Tüten-Patz, die
zusammengeleimt wurden oder einfach Zeitungspapier
- wir Kinder brachten per Handwagen Einkäufe größeren Umfangs
zur Kundschaft "
Mit untem abgebildetem " Fuhrpark " wurden Lieferungen an die Ladenkunden übernommen !
Karl Claus ( * 28.03.1893, + 18.03.1964) war der Onkel von Heinz Claus und verkaufte Gemüse und Obst in der Rohstraße
7.
Die Tante Auguste Claus (*18.09.1898, + 17.03.1958) war nicht verheiratet. Sie ver-mietete Zimmer an die Schüler des
Pädagogiums, vermutlich an diejenigen, die nicht im Schulinternat http://www.heimatfreundebali.de/heimatgeschichte/schulen/pädagogium-gymnasium/ wohnen wollten oder dort keinen Platz bekamen.
Nachdem Heinz Claus in den 1950ern einige Zeit Wirt im Gasthaus "Zum Goldenen Löwen " http://www.heimatfreundebali.de/heimatgeschichte/gaststätten/goldener-löwe/ war, wurde
er vom 16.06.1958 bis 1963 Kantinen-und Küchenverwalter im VEB Wälzkörperwerk. Danach übernahm er den Laden von Karl Claus und erweiterte das Angebot.
Vermutlich handelt es sich auf dem unteren Bild um das Fernsehgerät Patriot, das von 1959 bis 1962 in Radeberg gebaut worden war und in der Rohstraße 7 das Fernsehzeitalter eingeleitet hatte !
Unten: Seltenes Dokument aus der Zeit des Dritten Reiches !