Zocher'sches Wirtshaus
Ein Bildausschnitt von Carl Wagner's Gemälde " Sommerlandschaft " zeigt das Zocher'sche Wirtshaus vor dem Kurhaus - Gemälde um 1840
Klaus Puff, der lange Zeit gärtnerisch auf dem Altenstein tätig war,
ist im Besitz von Unterlagen von Peter Zocher , aus denen im Wesentlichen folgendes entnommen wurde:
Die
erstaunliche Familiengeschichte der Zochers kann vom sächsischen Freiberg aus über das hessische Waldeck bis ins sachsen-meiningische Liebenstein verfolgt werden. Ursprünglich stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Familie aus dem Wettiner Land. Der Name Zocher wird 1397 dort zum ersten Mal
erwähnt und dürfte sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „ zocken, zochen „ (ziehen, zerren) entwickelt haben. Deshalb ist es durchaus möglich, dass die Zochers im
Spätmittelalter bereits im Bergbau tätig waren. Denn der „Zieher“ stammt aus der Bergmannssprache. Er stand am oberen Rand des Schachtes und zog nach Kommando des auf der Schachtsohle befindlichen Schlägers das erzhaltige Material nach
oben.
Carl Christoph Zocher, der am 23.07.1751 die Tochter des Dorflehrers von Alleringhausen Maria Katharina Knippschild geheiratet hatte, war Steiger im sächsischen Bräunsdorf bei Freiberg/Sachsen. Vermutlich war er um 1730 ins waldecksche Immighausen ausgewandert und hatte dort seine Frau kennengelernt. Als ausgebildeter
Bergmann arbeitete er in seiner neuen Heimat zunächst als Steiger und anschließend als Puchsteiger auf dem Eisenberg in Gold- und Silberbergwerken. Der
zweite Sohn der Zochers, Christian Julius Daniel (* 1755, + 1812), erlernte nach dem Abebben der Gold- und Silbervorkommen die Kunst des
Gartenbaues. Nach seiner Lehre arbeitete er in Kassel auf dem Weißenstein, der heutigen Wilhelmshöhe. Er heiratete Maria Katharina
Großjohann, die eine Reformierte der Kirchgemeinde Kirchditmold (Kassel) war. Vermutlich wurde Herzog Georg I. auf den Gärtner aufmerksam und holte ihn
nach Meiningen. Im Jahre 1801 wird der inzwischen zum herzoglichen Hofgärtner beförderte Christian Julius Daniel Zocher nach
Liebenstein versetzt. Nach den Wünschen des Herzogs entwickelte er Pläne hinsichtlich der gärtnerischen Gestaltung und realisierte diese. Das
betraf die Gestaltung des umfangreichen Landschaftsparkes Altenstein, die Realisierung der neuen Chaussee nach Grumbach, die Parks um das neue Schloß (Curhaus), sowie die Pappel- (Allee) und viele
weitere.
Der als drittes Kind 1887
in Meiningen geborene Sohn Georg hatte den regierenden Herzog zum Taufpaten. Diesen Sohn ließ Christian Justus
Daniel ab 1802 in Hildburghausen vom herzoglichen Hofgärtner Johann Zacharias Ferrier in der „löblichen Gartenkunst“ ausbilden. 1805 kehrte dieser mit
hervorragenden Zeugnissen nach Liebenstein zurück und arbeitete zusammen mit seinem Vater an der weiteren Gestaltung der Sommerresidenz.
Um 1815, nach dem Tod von Vater und Mutter, inzwischen auch herzoglicher Hofgärtner, übernimmt er auch die Verwaltung der neu eingerichteten Thurn und Taxischen Posthalterei, die sich
im Zocherschen Haus Nr. 5 neben dem Brunnentempel befunden hatte. Das Haus wird in einigen
Quellen auch als Zochersches Wirtshaus beschrieben. Ob Zocher neben Gärtner, Postmeister,
Badekassierer auch als Gastwirt agiert hatte, ist nicht belegt.
Erwähnt werden muss noch Christoph Zocher (* 1819,
+1877), der aus der Ahnenreihe des in Kassel erstgeborenen Sohnes von Christian Justus Daniel Zocher stammt. Dieser war in Liebenstein Briefträger und Postbote. Mit Hundefuhrwerk, dem Felleisen
auf dem Rücken und der geladenen Pistole in der Hose, war er auch für die Beförderung der Post von der Umlade- und Übergabestelle Witzelroda nach Liebenstein zuständig.
Nach Postmeister Georg Zochers Tod 1853 übernahm Postverwalter Johann
Gottfried Linsser diesen Posten. Bis zum Abriss des Hauses Nr. 5 im Jahre 1858 versah er seinen Dienst dort. Danach mietete
er das Haus Erika an, das bis zur Fertigstellung der (Fachwerk)-Post 1895 als Poststation diente. Übrigens hatte Georg Zocher 1810 erstmals geheiratet und zwar die Tochter des
Eisenacher Baumeisters Christian Heinrich Bähr. Ein zweites Mal nach dem Tod der ersten Frau heiratete er
Anna Katharina Barchfeld. Die zweite Tochter aus dieser Verbindung, Friederike Josephine, wurde die Ehefrau des Fabrikanten und Kommerzienrates Christian Ludwig Heller. Dieser ließ
den Grabstein seines Schwiegervaters nach der Auflassung des alten Friedhofes neben die Erbbegräbnisstätte der Familie Heller umsetzen, der bis in die 1970er auch noch dort existiert
hatte.
siehe auch 1.Post http://www44.jimdo.com/app/s06790cd3cc8612fc/pfd2ec25c93535dea/